WOCHENÜBERSICHT: KUNST
: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bis 30. Dezember, Ellen Pau, „Heavy Head Drama“, play_gallery for still and motion pictures, Hannoversche Straße 1, Mo.–Sa. 12–19 Uhr

Das Versprechen, das im Ausstellungstitel „Heavy Head Drama“ steckt, erfüllt Ellen Pau mit ihren drei Arbeiten bei Play, der Gallery for Still and Motion Pictures, restlos. Ein schwerer Kopf mit scheinbar manifesten Wahrnehmungsstörungen in Folge der Videobilder, die unserer gewöhnlichen Beobachtungsweise entschieden zuwiderlaufen, ist offensichtlich einkalkuliert.

Denn wenn man ein Auto verfolgt, das auf einer hübschen Landstraße am Meer von links nach rechts durch den Bildausschnitt fährt, dann irritiert es gewaltig, wenn die Kamera im gleichen Moment von rechts nach links schwenkt. Die beiden Bewegungen heben sich keineswegs auf, und das Auto steht auch nicht still. Vielmehr bekommt der Betrachter das Gefühl, er sei nicht mehr Herr seiner Sinne, als entgleite das Gesehene seiner Wahrnehmung. Natürlich wird durch die konträren Bewegungen das Tempo des Verkehrs in „Recycling Cinema“ verlangsamt. Die Dynamik, die das traditionelle Kino mit dem Fahren – sei es der Kamera, sei es des gefilmten Objekts – verbindet, weicht in Paus wiederaufbereitetem Kino einem Gefühl des Driftens.

Eine ähnliche Irritation stellt sich auch beim Video „For Some Reasons“ ein, in dem Pau, die als führende Figur der Videokunst in Asien gilt, Videostills übereinander blendet und animiert. Dabei kommt Sprache, und damit Politik, in Form chinesischer Schriftzeichen ins Spiel. Während die Bilder nach unten von der Leinwand verschwinden, entschweben die Schriftzeichen nach oben. Sie handeln vom neuen Artikel 23, dem so genannten Antisubversionsgesetz, das die demokratischen Rechte der Bürger Hongkongs beschneidet.

Engagement zeichnet Paus Arbeit auch auf organisatorischer Ebene aus. Mit „Videotage“ und „Microwave“ initiierte sie gleich zwei international erfolgreiche Festivals in Hongkong.