„Wir bitten euch: Lernt Deutsch!“

Appell von Bayerns Innenminister Beckstein an Muslime auf Kundgebung in Köln. Rund 25.000 demonstrieren gegen islamistischen Terror. Kanzler fordert mehr Toleranz und Dialog der Kulturen

KÖLN/BERLIN/MÜNCHEN dpa/epd/rtr/taz ■ Die Integration muslimischer Einwanderer in Deutschland bestimmte die politische Debatte am Wochenende. In Köln demonstrierten am Sonntag rund 25.000 Muslime gegen die Gewalttaten islamistischer Extremisten. Das Motto der vom Dachverband Türkisch-Islamische Union (Ditib) organisierten Demonstration lautete „Hand in Hand für Frieden und gegen Terror“. Auf Transparenten standen Slogans wie „Frieden in der Welt“ und „Religion bringt keinen Terror hervor“. Auf der Abschlusskundgebung sagte Ridvan Cakir von Ditib, es sei eine Verleumdung, wenn der Islam als Quelle von Radikalismus und Terrorismus dargestellt werde. „Die Tötung von Menschen kann keine religiöse Begründung haben“, sagte Cakir. Bayerns Innenminister Günther Beckstein begrüßte die Demonstration. „Diejenigen, die sagen, Islam heißt Frieden, nehmen wir mit offenen Armen auf“, sagte der CSU-Politiker auf der Kundgebung. „Wir bitten euch: Lernt Deutsch!“, rief er der Menge zu. Die Parteichefin der Grünen, Claudia Roth, nannte Deutschland eine multikulturelle Demokratie, die Muslime nicht unter Generalverdacht stellen dürfe. „Was zählt, ist die Freiheit der Frau, selber selbstbestimmt zu entscheiden“, sagte Roth. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marie-Luise Beck, erklärte, sie habe auf ein Zeichen wie diese Demonstration gewartet.

Bundeskanzler Gerhard Schröder forderte die Muslime auf, sich besser in die deutsche Gesellschaft zu integrieren und die deutsche Rechtsordnung zu akzeptieren. Die Menschen dürften sich nicht in einen „Kampf der Kulturen drängen lassen“, sagte Schröder am Sonntag bei der Verleihung des Toleranz-Preises in Berlin. Die Debatte über die Werte einer Gesellschaft sei notwendig. „Dem Integrationswillen der Deutschen müsse aber die Integrationsbereitschaft der Einwanderer gegenüberstehen“, sagte der Kanzler. Die CSU bekannte sich auf ihrem Parteitag in München zu einem „christlichen Patriotismus“ und verlangte, Ausländer in Deutschland sollten sich an die hiesige „Leitkultur“ anpassen. Die CSU beschloss eine Kürzung der Sozialleistungen für all jene, die sich einer Integration aktiv oder passiv widersetzten. CSU-Chef Edmund Stoiber forderte eine Rückbesinnung auf christliche Grundwerte. „Ja zu Offenheit und Toleranz, Nein zu islamistischen Kopftüchern“, sagte Stoiber in München. GB

brennpunt SEITE 3 und 4 meinung SEITE 11