Bremer Anzeiger zieht zum Weser Kurier

Der Bremer Anzeiger zieht aus dem alten Druckhaus in der Duckwitzstraße aus in eine Etage beim Pressehaus des Weser Kurier. Die Gesellschafter haben lange Zeit Geduld mit den roten Zahlen gehabt. Nun wird die Belegschaft halbiert

Von über vierzig MitarbeiterInnen sind nur drei Redakteure – die sollen alle bleiben

Bremen taz ■ In der Konkurrenz zu der Anzeigenzeitung Weser Report sieht der Bremer Anzeiger seit einigen Jahren schlecht aus. Nun sollen Konsequenzen gezogen werden: Die Zahl der fest angestellten Mitarbeiter soll von derzeit über 40 auf die Hälfte reduziert werden, der aufwändige Vertrieb soll „outgesourced“ werden, mit einem Umzug soll eine neue Organisation des Betriebes eingeführt werden. Neue Adresse des Bremer Anzeiger: Pressehaus Martinistraße.

Das bestätigte gestern auf Nachfrage der Chefredakteur des Bremer Anzeiger, Volker Schwennen. Über die Nähe des Bremer Anzeiger zum Weser Kurier gab es bisher nur Gerüchte. Welche Synergieeffekte mit dem großen Betrieb der „Bremer Tageszeitungen-AG“ (Bretag) genutzt werden können und sollen, wenn der Anzeiger mit dem Weser Kurier unter einem Dach sitzen, das sei noch nicht entschieden, meinte der Bretag-Geschäftsführer Uwe Woywod.

Woywod sitzt bei diesen Verhandlungen auf beiden Seiten, denn er ist gleichzeitig Vertreter der Anzeiger-Eigentümer Hackmack/Meyer: Die Verlegerfamilien des Weser Kurier hält direkt 24,9 Prozent der Anteile an der GmbH des Bremer Anzeiger. Die Anteilsmehrheit vertritt aus kartellrechtlichen Gründen die Rechtsvertreterin der Bretag, Heike Ahrens-Kulenkampff, die für Auskünfte direkt auf Woywod verweist. Geschäftsführer des Anzeiger ist der frühere Weser Kurier Marketing-Chef Franz Schwennen.

Das derzeitige Domizil des Bremer Anzeiger liegt in der Duckwitzstraße, eine große Immobilie, in der früher auch die Druckmaschinen gestanden haben. Vermieter sind wiederum die Weser Kurier-Verlegerfamilien Hackmack/Meyer. Die Immobilie ist heute nicht nur viel zu groß, die Fläche liegt auch in dem neu entwickelten Gewerbegebiet „Airport Stadt“ und könnte lukrativ verwertet werden.

Für die Redaktion ist das Flughafen-Gebiet am Rand der Stadt äußerst ungünstig gelegen, die Martinistraße auf jeden Fall zentraler. Allerdings spielt die Redaktion zahlenmäßig kaum eine Rolle: Festangestellt sind nur zwei Redaktionsmitglieder neben dem Chef Volker Schwennen. Der Weser Report hat – im Vergleich dazu – 14 Redaktionsmitglieder.

Auch die Personalkürzungen treffen nicht die Redaktion, sondern Technik und Vertrieb. Der Austräger-Dienst soll komplett ausgelagert werden aus der Firma, Anzeigenverkauf und Technik sollen neu strukturiert werden. Wie, darüber ist der Bremer Anzeiger mit Unternehmensberatern im Gespräch.

Auch das journalistische Konzept soll in Zusammenarbeit mit einer Marktforschungs-Beratung überdacht werden, sagt Chefredakteur Schwennen. Der Anzeiger will aber das Erfolgs-Modell des Weser Report nicht nachahmen, er werde „kein Tageszeitungs-Abklatsch“, sagt Schwennen, sondern das eigene Profil weiterentwickeln. Kawe