Großer Schulkonsens an der Weser

SCHULE Es geht auch anders: Während in Hamburg die Schulpolitik mit dem so genannten „Zwei Säulen“-Modell höchst umstritten ist, haben sich in Bremen CDU, SPD und Grüne genau darauf verständigt

Die meisten durchgängigen Gymnasien hatten in dem Modell keinen Platz mehr

Zufrieden äußerte sich gestern Bremens Schulsenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD): In der Sitzung der Bildungsdeputation der Bürgerschaft hatten SPD, Grüne und die Oppositionspartei CDU dem Entwurf für ein neues Schulgesetz zugestimmt. Damit soll der Rahmen für eine Schulreform geschaffen werden, die nach der vierjährigen Grundschule nur Oberschulen mit neun Jahrgangsstufen und Gymnasien mit acht Jahrgangsstufen vorsieht.

Das neue „Zwei-Säulen“-Modell bricht mit dem in Bremen seit den 70-er Jahren von der SPD vertretenen horizontal gegliederten Schulsystem, bei dem auf Grundschule und Orientierungsstufe ein „Schulzentrum Sekundarstufe 1“ (7. bis 10. Klasse), dann ein „Schulzentrum Sek II“ folgte, das Berufsschulen und gymnasiale Oberstufe unter ein Dach zwängen sollte. Durchgängige Gymnasien hatten in dem Modell keinen Platz mehr, die meisten wurden geschlossen.

Schon FDP und Grüne haben der SPD Anfang der 90-er Jahre Korrekturen an diesem Modell aufgezwungen, gescheitert war es in der Akzeptanz bei den Eltern. Es wurden wieder neue Gymnasien und Gesamtschulen eingerichtet, die Orientierungsstufe wurde abgeschafft.

Der Bildungssenatorin war der Gedanke, dass Gesamtschulen nicht zum Abitur führen dürfen, fremd. Sie wollte die „vertikale“ Kontinuität betonen: Schulen, die nicht auch zum Abitur führen, soll es nicht mehr geben. Da den Schulversuchen einer sechsjährigen Grundschule nach der 4. Klasse die Gymnasialschüler wegliefen, werden diese Modelle beendet.

SPD und Grüne wollen festschreiben, dass die Klassenstufen 5 und 6 an den Oberschulen „integriert“ gebildet werden. Schulzentren sollen sich, wenn sie in Oberschulen umgewandelt werden, dem „Grundprinzip der Gesamtschulen“, wie die Grünen das nennen, annähern. Erst ab Klasse 7 gibt es für einzelne Fächer „E“-Kurse mit erhöhtem Anforderungsniveau. Da scheiden sich noch die Geister – der CDU ist das zu spät. KAWE