BLÖDE FRAGEN
: Der Rächer Marilyns

Willst du nicht wissen, wer JFK ermordet hat?

„Was würdest du lieber wissen“, fragt sie mich aus heiterem Himmel. „Welche Prominenten schwul sind oder wer JFK ermordet hat?“ Kurz zögerte ich, dann stand mein Entschluss schnell fest: „Ich nehm die Promis!“

Diese Antwort ruft augenscheinlich Entsetzen hervor. Und schon erklärt sie mir, dass sich bisher noch niemand für die schwulen Promis entschieden habe, was wohl bedeutet, dass sie diese Frage öfters stellt, womöglich als Test oder lockeren Spruch, um die Konversation zu starten. Das Ganze wirkt jedenfalls etwas gekünstelt, so wie der Vorstandsvorsitzende, der vor der Verkündung der roten Zahlen einen sexistischen Witz macht, um die Stimmung unter den Kleinaktionären aufzulockern. „Und warum?“, fragt sie nun, während ich noch über den Vorstandsvorsitzenden nachdenke. „Warum was?“, frage ich also zurück.

Sie merkt nicht, dass ich verzweifelt nach einem Chauvi-Witz suche, um das Bild in meinem Kopf zu vervollständigen, und sie ist auch nicht der Typ, der lockerlässt: „Warum willst du nicht wissen, wer JFK ermordet hat?“ Auch mit der folgenden Antwort konnte sie nicht rechnen: „Weil ich es bereits weiß!“

Hätte jemand eine Stecknadel dabei gehabt, so hätte er sie fallen lassen können – hätte aber niemanden interessiert, denn alle Augen und Ohren waren nun auf mich gerichtet. Ich wusste, dass jetzt eine plausible Theorie gefunden werden musste, und hob an: „JFK wurde von einem verwirrten Marilyn-Monroe-Fan ermordet, der den von John und Bobby Kennedy eingefädelten und eindeutig gefakten Selbstmord der schönsten Diva aller Zeiten rächen wollte.“

Schmunzeln hier und Desinteresse da, beifälliges Gemurmel – alles egal, denn weder wurde mir berichtet, welcher C-Promi schwul ist, noch ist mir ein Witz für den Vorstandsvorsitzenden eingefallen.

JURI STERNBURG