schwabinger krawall: verkehrsbeunruhigung von MICHAEL SAILER
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Der Jackie hat sein Auto bloß einen Moment an der Ecke stehen lassen, weil er in den Laden von der Jacqueline wollte und nachschauen, was sie halt so vorhat und ob sie scharf ist und so was. Eigentlich wollte auch der Hubsi im Auto warten, aber der musste dann weg, und gerade als der Jackie erfahren hat, dass die Jacqueline nicht da ist, hat er durchs Fenster eine Politesse gesehen.

Sofort ist er hinausgestürmt: „Bin schon da, nichts passiert!“, rief er, aber da war es schon passiert. Den Strafzettel hat der Jackie zerknüllt und weggeworfen und der Politesse mitgeteilt, sie sei eine dumme Sau und ob er sein Auto vielleicht in die Hosentasche stecken solle beim Einkaufen. Das nicht, hat die Politesse gesagt, aber dass hier die Trambahn abbiege und Fußgänger und … – Er pfeife auf Fußgänger und Trambahnen, hat der Jackie gesagt, und ob sie vielleicht aus der Deutschen Demokratischen Republik sei, und sie solle sich in dem Fall wieder dorthin schleichen und ansonsten aber insgesamt auch.

Obwohl der Jackie vorher zwei Maß Bier getrunken hatte, hat er sich ins Auto gesetzt und ist weggefahren, allerdings nicht weit, weil er nicht bemerkt hat, dass die ganze Belgradstraße eine einzige Baustelle war. Es hat arg gerumpelt, als der Jackie in den frisch betonierten Schienenstreifen hineingerasselt ist, dann ist das Auto stehen geblieben.

Der Jackie war so sauer, dass er sich zu Fuß gleich noch eine Maß Bier gekauft hat. Dann ist ihm wieder eingefallen, dass sein Auto immer noch in der Baustelle in der Belgradstraße steht und es besser wäre, wenn es da niemand findet. Jetzt hat er sich aber nicht mehr fahrtüchtig gefühlt und wollte den Hubsi suchen, weil der schließlich an dem ganzen Malheur schuld war.

Der Hubsi war weder im „Cocktailhouse“ noch beim Renato aufzutreiben; in der „Schwabinger Sieben“ war er gerade gegangen, und im „Café Schwabing“ hat der Jackie den dicken Kerl von dem Event-Heft getroffen. Der dicke Kerl hat gesagt, er solle sein Auto einfach stehen lassen und behaupten, es sei gestohlen worden. Dann könne er für sein Event-Magazin gleich einen Artikel über den Skandal schreiben: „Autos von Szene-People gezielt nach Polen verschoben?“ Allerdings habe er selber bei der letzten Insolvenz einen kleinen Fehler mit der Lohnsteuer gemacht und die Zeitung seiner Freundin überschreiben müssen. Das sei aber auch alles egal, der Jackie solle sich nicht so haben, sondern lieber einen Cocktail zischen.

Das hat der Jackie getan. Der dicke Kerl hat zwei Pizzas verdrückt, dann sind sie auf ein Fest, wo der Jackie drei Freigetränke bekommen und auf dem Klo endlich den Hubsi wiedergetroffen hat. Zur Versöhnung haben beide eine Red-Bull-Wodka-Maß getrunken und sind los, um das Auto vom Jackie aus der Baustelle herauszuholen. Wie sie in die Belgradstraße gekommen sind, war die Baustelle noch da, aber das Auto weg.

Es war wahrscheinlich keine gute Idee, dass der Jackie und der Hubsi dann mit dem Taxi aufs Polizeirevier gefahren sind und dort angegeben haben, eine Bande polnischer Heroindealer hätte ihnen unter Androhung von Schusswaffen das Auto entwendet. Meint zumindest die Jacqueline; aber was weiß die schon.