Karstadt ohne Kaffee

Noch bevor die Hauptversammlung über eine Finanzspritze entscheidet, stößt der Kaufhauskonzern die Kaffeehauskette Starbucks ab – zu einem geringen Preis

DÜSSELDORF taz ■ Nun sollen auch die Aktionäre die Sanierungspläne des Karstadt-Managements unterstützen. Auf der außerordentlichen Hauptversammlung des KarstadtQuelle-Konzerns in Düsseldorf forderte Konzernchef Christoph Achenbach die Anteilseigner gestern auf, eine Kapitalerhöhung in Höhe von 500 Millionen Euro zu genehmigen. Dagegen regte sich Widerspruch. Aufsichtsratschef Thomas Middelhoff warnte daraufhin vor der Insolvenz.

Die Gläubigerbanken wollen eine 1,75-Milliarden-Kreditlinie nur um drei Jahre verlängern, wenn der Konzern im Gegenzug sein Eigenkapital erhöht. Zudem soll ein Sanierungsexperte der Banken die Arbeit der jetzigen Unternehmensführung kontrollieren.

Da war es ungünstig, dass Vorstandschef Achenbach gestern einräumen musste, dass die Konsolidierung der Warenhauskette hinter den Erwartungen zurückbleibt. Ein positiveres operatives Ergebnis könne das Unternehmen trotz massiver Einsparungen erst 2006 erreichen.

Um Personalkosten in Höhe von 760 Millionen Euro einzusparen, hatte sich die Konzernleitung nach langwierigen Verhandlungen mit Ver.di und dem Gesamtbetriebsrat im Oktober darauf geeinigt, in den nächsten drei Jahren 5.500 Stellen zu streichen. Zudem ist eine Konzentration auf 89 große Warenhäuser vorgesehen, 77 kleinere Häuser werden ausgelagert. Durch Verkäufe soll zudem mehr als eine Milliarde Euro in die Kasse fließen. Doch sagte Achenbach: „Da die gebotenen Preise für einzelne Objekte teilweise noch nicht unseren Vorstellungen entsprechen, werden wir zunächst noch mit der Veräußerung warten.“

Lediglich die Kaffeehaus-Kette Starbucks ließ sich leicht veräußern, nämlich zurück an den amerikanischen Mutterkonzern Starbucks Coffee Company. Über den Preis wurde allerdings geschwiegen. Sehr hoch dürfte der aber nicht gewesen sein: Es gab keinen weiteren Interessenten.

ULLA JASPER