steffen grimberg
: Zusammenlegung? Niemals!

Wie „Focus“-Chefredakteur Helmut Markwort ganz uneigennützung Arte – und vor allem 3sat rettet

„Aufstand der Juroren“, ist ein Beitrag im aktuellen Focus betitelt. Er dient – mit leichter Verspätung – einer guten Sache, nämlich dem Protest gegen die von den Ministerpräsidenten Bayerns, Sachsens und Nordrhein-Westfalens geforderte Zusammenlegung der Kulturprogramme 3sat und Arte.

„Zu Lasten des Anspruchsvollen“, sorgen sich da über zwei Focus-Seiten unter anderem die Verantwortlichen für den Adolf-Grimme-Preis, den Deutschen Fernsehpreis, Robert Geisendörfer Preis – Medienpreis der Evangelischen Kirche –, den eben erst verliehenen Baden-Badener Fernsehfilmpreis (taz vom 2. 12.) und den Günter-Strack-Nachwuchspreis (ja, auch so was gibt es): „In der Fülle der Sender, die sich um der Einschaltquote willen fast nur noch dem Unterhaltungsbedürfnis der Zuschauer widmen, stellen Arte und 3sat zwei eigentständige (…) Programme dar, die für eine lebendige Kulturlandschaft unerlässlich sind.“

Und das wird so bleiben: Denn – nur um noch mal dran zu erinnern – es sind 1) an Arte und 3sat auch Frank-, Österreich sowie die Schweiz beteiligt und haben den deutschen Ministerpräsidenten schon was gehustet, 2) wären die eingesparten Summen lächerlich, und 3) sind die Vorschläge der Herren Steinbrück (SPD), Stoiber (CSU) und Milbradt (CDU) ohnehin wirres Zeug.

Warum aber dann so viel Engagement ausgerechnet in Markworts Focus, der doch sonst eher spitzfedrig über die Öffentlich-Rechtlichen berichtet? Woher kommt plötzlich die Großzügigkeit, „8.761 Sendestunden produzierte das Kulturprogramm 2002“ zu schreiben und 3sat zu meinen? Das ist natürlich großer Käse und falsch gerechnet: 8.760 Stunden sendet jeder TV-Kanal im Jahr, wenn er denn ein 24-Stunden-Programm unterhält.

Liegt’s etwa daran, dass beim Deutschen Fernsehpreis seit diesem Jahr der Jury von einem gewissen Helmut Markwort vorgesessen wird? Oder dass ein verblüffend ähnlich aussehender Herr gleichen Namens im Wechsel mit Nina Ruge bislang auf ebendiesem 3sat eine Talksendung namens „19zehn“ zelebrierte? Oder etwa, dass „19zehn“ zwar kommenden Sonntag letztmalig läuft, der Focus-Chefredakteur aber ab 28. März 2004 alle Monate wieder eine halbe der 8.761 3sat-Stunden mit einer Sendung über Sachbücher füllt?