politik und werbung
: Nichts ist unmöglich

KarstadtQuelle sponsert den Vermittlungsausschuss? Das reicht noch lange nicht aus! Die Wirtschaft muss sich stärker engagieren, damit sich das Land bewegt.

Dass sich die Politik von der Wirtschaft sponsern lässt – dieser Verdacht ist oft genug schon Gewissheit geworden. Nun hat die Verquickung von politischen und wirtschaftlichen Interessen eine neue Qualität angenommen: schamlos öffentlich, in bunten Farben. Ganz nach dem Vorbild der „Landschaftspflege“ des Flick-Konzerns nimmt sich KarstadtQuelle Politikern sämtlicher im Vermittlungsausschuss vertretenen Parteien an. Mit dem Wunsch „32 Freunde sollt ihr sein“ und in der Hoffnung auf ein „Wunder von Berlin“ verschicken die Essener 32 Trikots der deutschen Fußballnationalmannschaft von 1954 mit den Namen der Politiker hinten drauf, passend in der Parteifarbe. Hurra?

Naja. Wir sagen: Wenn schon, dann richtig Werbung machen. Und schlagen vor: Die flexiblen SPD-Vermittler fahren demnächst mit Toyotas vor („Nichts ist unmöglich“), jene von der Union mit Autos von Audi („Vorsprung durch Verhandlungstechnik“), die Grünen benzinsparend mit einem Bus von Ford („Die tun was“), und die FDP, froh, mit am Tisch der Mächtigen sitzen zu dürfen, kommt mit dem BMW – „Aus Freude am Vermitteln“. Alle müssen sich verpflichten, ihre Diäten künftig nur noch auf Konten der Volksbank zu deponieren, dürfen dann aber auch behaupten: „Wir machen den Weg frei.“

Während der Verhandlungen läuft ständig eines der Lieder von „Wir sind Helden“, bis alle den Text auswendig können: „Wir können alles schaffen […], wir müssen nur wollen.“ Das kurbelt die Wirtschaft an! Das bringt Deutschland weiter! Und am Ende wird ein dicker Stapel Papier stehen mit der Aufschrift: „Ich war eine Reform.“ KUZ