„Vorsicht, Blutsauger“

betr.: „Schlechte Filme sind kriminell“, taz vom 28. 11. 03

Yep! So ist das. Wenn mir mal Gesaugte in die Hände fallen, dann ist das eine gute Gelegenheit, um mich entweder zu versichern, dass der Film den Gang ins Kino wert ist. Oder die Kopie dient zur Überbrückung, bis endlich die DVD mit Original-Tonspur erscheint. Bislang kann ich nicht feststellen, dass ich seltener ins Kino gehe oder weniger DVDs kaufe. Und wenn die so genannten Raubkopien dazu führen, dass die Filmindustrie vielleicht endlich mal ihre abgefahrene Preispolitik für Kino und DVDs überdenkt, dann hätten wir den bösen Räubern noch zu danken! BARBARA KIRSCH, Lüneburg

Ich habe mir bis jetzt noch jeden guten Film im Kino angesehen. Tatsächlich bin ich wählerischer geworden, seit auch im Geldbeutel weniger drin ist. […] Außerdem frage ich mich, von wo dann die Millionengewinne herkommen, wenn nicht von Leuten, die ganz legal ins Kino gehen oder sich eine DVD kaufen. Ich nenne hier mal nur „Matrix“ oder den erst gestarteten und als Riesenerfolg gepriesenen „Findet Nemo“. Und noch ein legaler Tipp zum Schluss: Bei Internet-Aktionshäusern kriege ich einen Film zwar nicht gleich nach dem Start, aber viel billiger als zu den überteuerten Preisen im Laden. Eine gute Sache, denn so können bei legalem Kauf und Wiederverkauf ganz viele Leute zu ihrem Spaß kommen.

Das illegale Kopieren ist zwar ein Problem, aber ich frage mich, bei der übertriebenen Art der Aufmachung: „Raupkopierer sind Verbrecher“, ob nicht vielmehr folgender Slogan für die Filmindustrie angebracht wäre: „Vorsicht! Blutsauger. Zuerst im Kino, dann auf DVD und schließlich vor Gericht“. C. AGNETHLER, Augsburg

Der Artikel ist eine bewusste Verharmlosung, eine grobe Polemik zur realen Problematik und eine Provokation. Es kann im rechtlichen Sinne in diesem Zusammenhang überhaupt nicht von einer „privaten Kopie“ gesprochen werden. Die im Internet kursierenden illegalen Kopien in den „Tauschforen“ sind hochwertig und überhaupt nicht „lausig“. Die Filmpiraterie ist eine Existenzbedrohung der gesamten Filmindustrie von der Produktion bis zum Abspiel durch die Kinos, dem Verleih in den Videotheken und dem Verkauf im Einzelhandel. […]

STEFAN HANDEL, KKK-Filmtheater Oberndorf

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die erscheinenden Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.