Simbabwes Schatten liegt über dem Empire

Beim morgen beginnenden Commonwealth-Staatengipfel ist Robert Mugabe Hauptthema – obwohl er nicht hinfährt

HARARE taz ■ Bevor die USA und die EU gegen ihn Reisesanktionen verhängten, war Robert Mugabe einer der meistreisenden Präsidenten der Welt. Sogar reguläre Linienflüge würde der simbabwische Staatschef umleiten lassen, um auf Treffen von Unternehmern oder Kirchenleuten lange Reden auf perfektem Englisch über die Übel der britischen Kolonialzeit zu halten. Nicht umsonst nannten die Simbabwer ihren Präsidenten einst Marco Polo oder Vasco da Gama.

Die Reiseverbote gegen ihn und 78 hochrangige Angehörige seines Regimes im vergangenen Jahr wegen der vermutlich manipulierten Präsidentenwahl trafen Mugabe daher hart, und er hat dagegen eifrig gekämpft. Trotz der Sanktionen kam Simbabwes Präsident im vergangenen September zur UN-Generalversammlung in New York, vor einem Jahr zum franko-afrikanischen Gipfel in Paris und im Sommer 2002 zum Welthungergipfel in Rom. Andere internationale Treffen mussten abgesagt werden, weil Mugabe hinwollte, wie kürzlich eines zwischen den EU-Staaten und ihren Partnerländern der AKP (Afrika, Karibik und Pazifik).

Zum Commonwealth-Gipfel (CHOGM), der morgen in Nigerias Hauptstadt Abuja beginnt, würde Mugabe sehr gern kommen. Dann könnte er Tony Blair, George W. Bush und die anderen weißen Führer der angelsächsischen Welt als Rassisten beschimpfen, vor schwarzem Publikum. Leider wurde Simbabwes Mitgliedschaft in der Nachfolgeorganisation des britischen Empire jedoch beim letzten Gipfel vor zwei Jahren suspendiert. Der allerdings fand im weißen Australien statt, nicht im schwarzen Nigeria.

„Wir freuen uns auf die Teilnahme an CHOGM in Abuja“, erklärte Mugabe den staatlichen simbabwischen Medien vor kurzem. „Wir sind ein vollwertiges Mitglied des Commonwealth.“ Außenminister Stan Mudenge sagte im simbabwischen Parlament, die Commonwealth-Mitglieder sollten sich hinter Gastgeber Nigeria stellen, der anders als Australien und andere „weiße“ Länder eine Teilnahme Simbabwes am Gipfel befürworte.

Doch eigene Anstrengungen machte Simbabwes Regierung nicht. Am 17. November kam Nigerias Präsident Olusegun Obasanjo nach Simbabwe, um zu sehen, ob sich die Lage im Land seit dem letzten Commonwealth-Gipfel 2001 gebessert habe und daher eine Wiederaufnahme Simbabwes möglich sei. Er reiste entnervt wieder ab, nachdem Mugabe sich einem direkten Treffen mit Oppositionsführer Morgan Tsvangirai verweigerte. „Ich konsultiere“, sagte Obasanjo nach jeweils zwei Gesprächen mit den beiden führenden simbabwischen Politikern. Einen Tag später erfuhr er, dass Simbabwes Polizei eine friedliche Demonstration gegen die Verarmung des Landes in Harare gewaltsam aufgelöst und 80 Teilnehmer festgenommen habe.

Die Quittung bekam Mugabe eine Woche später: Obasanjo erklärte Anfang letzter Woche, Simbabwe sei nicht zum Gipfel in Abuja eingeladen. Daraufhin warf sich Mugabe in seine Lieblingspose und drohte, den Commonwealth zu verlassen. „Wenn wir unsere Souveränität verlieren müssen, um wieder in den Commonwealth aufgenommen zu werden – na, dann sagen wir dem Commonwealth tschüss, und vielleicht ist jetzt die Zeit dazu gekommen“, meinte er auf einer Begräbnisrede in Harare am Freitag. Dann rief er erneut zu „afrikanischer Solidarität“ auf, um der „Macht der Weißen“ zu widerstehen.

Mit der Ausladung ist der Streit um Simbabwe nicht beigelegt. Denn Mugabe kann weiterhin auf die Solidarität des südlichen Afrika zählen. Die Präsidenten Thabo Mbeki (Südafrika), Sam Nujoma (Namibia) und Bakili Muluzi (Malawi) sind für die Teilnahme ihres simbabwischen Amtskollegen beim Abuja-Gipfel. Nujoma hat sich bereit erklärt, Mugabes Position beim Gipfel zu vertreten.

Aber die Aufregung scheint gekünstelt. Insgeheim wusste Mugabe längst, dass er nicht nach Abuja reisen würde. Für das kommende Wochenende ist in der Stadt Masvingo ein Parteitag der simbabwischen Regierungspartei angesetzt. Mugabe wird hinfliegen – in einem weißen Hubschrauber. GODFREY KARORO