Licht und Stühle

Innovativer Tanz in der Peripherie: Zum dritten Mal präsentiert sich die freie Szene mit ihrem Festival „Auftauchen“. Diesmal in einem Gewerbegebiet in Stellingen

Fördergelder gab es in diesem Jahr keine. Doch Tanz muss sein, sagte sich Nele Lipp, Initiatorin und Leiterin des Tanzfestivals „Auftauchen“, zumal der Nachwuchs in Hamburgs freier Tanzszene aufgrund fehlender Strukturen derzeit ums Überleben kämpft. Nun streicht die Kulturbehörde im dritten Jahr des Festivals auch noch den letzten Rest an finanzieller Basisunterstützung. Viel ist es ohnehin nicht gewesen: 2.500 Euro, mit denen in den vergangenen zwei Jahren jeweils drei Aufführungsabende mit unterschiedlichen Programmen plus einem Gastspiel auf die Beine gestellt wurden.

Aber Not macht bekanntlich erfinderisch: In den K-Studios in einem Gewerbegebiet in Stellingen, die sich jetzt zum dritten Mal in einen Tanzbühne verwandeln, werden normalerweise Werbefilme gedreht. „Auftauchen im Dunkeln“ lautet das Motto des diesjährigen Festivals. Der Mangel an Technik wird dabei zum Konzept erhoben. Denn auf aufwendige Beleuchtung und Bühnentechnik muss verzichtet werden, ebenso auf Bestuhlung. Diese beiden Posten hatten in den vergangenen Jahren einen Großteil des Fördergeldes verschlungen.

Also keine Festbeleuchtung. „Diese Art von Show-Ästhetik“, sagt Nele Lipp, „ist dem, was wir veranstalten, total entgegengesetzt.“ Die fünf beteiligten jungen Choreografen forschen eher in die Tiefe, lassen sich von Literatur und Musik zu neuer Bewegungsfindung anregen. Oder experimentieren mit Film und neuen Medien wie die Performerin An Kaler, die drei Kurzfilme vorstellt. Brüche und Klischees ihrer Kultur hinterfragt die gebürtige Türkin Nezaket Ekici dagegen in ihrer Performance „Hullabelly“, die Hullahupreifen zu Bauchtanzmusik präsentiert.

Nele Lipp, Leiterin der Schule für interdisziplinäre Kunst Koinzi-Dance, hat sich diesmal auch außerhalb Hamburgs umgesehen und Künstler eingeladen, die genreübergreifend arbeiten. „3+“ und „roses rage“ heißen zum Beispiel die musikalisch-tänzerischen Interaktionen der Hamburger Choreographin Tünde Pasdach. Auf computergesteuerten Interaktionen basiert das Gastspiel „Ice 9“ des Choreographen Robert Wechsler und des Medienkünstlers Frieder Weiss. Eine eigens entwickelte Software erlaubt es den Tänzern, durch ihre Bewegungen Musik, Sound und Projektionen zu steuern. Gespannt sein darf man darauf, wie das Beleuchtungsproblem gelöst wurde. Auch für Sitzgelegenheiten ist angeblich gesorgt... Marga Wolff

25.+26.11., 19 Uhr, K-Studio 2, Farnhornstieg 10. www.koinzi.de