Gottes Unternehmen baut um

Bis 2010 verliert die Bremer Evangelische Kirche 25 Prozent ihrer Einnahmen. Folge: Die Gemeinden müssen kooperieren, fusionieren, organisieren, umstrukturieren. Manche haben schon große Schritte in dieser Richtung hinter sich gebracht

bremen taz ■ In den kommenden fünf Jahren muss die Bremische Evangelische Kirche (BEK) mit 25 Prozent weniger Geld auskommen. Heute und morgen diskutiert deshalb das Kirchenparlament über ein weitgehend konsensfähiges Sparmodell.

Es tritt voraussichtlich am 1. Januar 2005 in Kraft. Die Kernaufgaben der Kirche sollen jedoch gewahrt bleiben, versichert BEK-Schriftführer Louis-Ferdinand von Zobeltitz. „Nicht leiden darf alles, was den Glauben stützt, sowie die diakonische Arbeit für die Menschen am Rand der Gesellschaft.“

Um Geld zu sparen, wird die Zuteilung der kirchlichen Gelder an die Gemeinden komplett verändert: Die Sockelfinanzierung wird um über 70 Prozent gekürzt. Hinzu kommt ab 2005 ein System, mit dem Extramittel für Sonderfälle zur Verfügung gestellt werden: So gibt es zum Beispiel zusätzliches Geld in Härtefällen, für gesamtkirchliche Arbeit oder für Gemeinden mit über 5.000 Mitgliedern.

Vor allem wird dann regionale Kooperation und Schwerpunktarbeit unterstützt. Hierbei soll es in den Stadtteilen Absprachen darüber geben, welche Kirche sich auf welchen Aufgabenbereich – Kirchenmusik, Jugendarbeit, Senioren, Diakonie – konzentriert.

Mehrere Gemeinden haben bereits Gespräche über Zusammenarbeit oder gar Fusionen aufgenommen, teilweise praktizieren sie das schon länger. So zum Beispiel jene von Blockdiek, Tenever und Ellener Brok: „Als Personalkürzungen anstanden, haben wir gemerkt, dass wir es allein nicht mehr schaffen“, erzählt der Blockdieker Pastor Kurt Dom. „Deshalb haben wir vor fünf Jahren angefangen zu kooperieren.“ So haben die drei Gemeinden ihren Konfirmationsunterricht aufeinander abgestimmt, sie arbeiten in der Altenarbeit zusammen, bringen ein gemeinsames Gemeindeblatt heraus und teilen sich manchmal Pastoren, Küster und Kirchenmusiker.

„Der Sparplan gab uns dann den Anstoß, über die reine Zusammenarbeit hinauszugehen“, so Dom. „Ende Oktober haben die Vertreter der drei Gemeinden den Beschluss zur Fusion gefasst. Kein leichter Schritt: „Das ist keine Entscheidung mit Lust und Liebe. Jeder gibt ein Stück Selbstständigkeit auf.“ Aber die Finanzlage habe es einfach erfordert. „Wir sind jedoch optimistisch. Denn durch die lange Zusammenarbeit sind wir gut miteinander vertraut“, sagt der Blockdieker Pastor. Bis 2008 soll die Fusion abgeschlossen sein, bis dahin muss auch ein neuer Name für die dann 8.000 Mitglieder umfassende Großgemeinde gefunden werden.

Durch Aktivitäten wie diese will die BEK langfristig Personal- und Gebäudekosten einsparen. Allerdings soll maßvoll vorgegangen werden: Ein befristeter Stellenbesetzungsstopp, interne Ausschreibungen und Wiederbesetzungen mit kirchlichen Mitarbeitern sollen die notwendigen Personalkürzungen so sozialverträglich wie möglich machen. Auch die Gebäude sollen nicht wahllos verloren gehen: Ein Kirchenverkauf, wie schon in mehreren Bundesländern geschehen, ist in Bremen derzeit nicht geplant, beruhigt von Zobeltitz – maximal würden Gemeindehäuser aufgegeben.

Fünf Jahre soll die Übergangsphase dauern, bis dahin muss jede Gemeinde lernen, mit 25 Prozent weniger Geld auszukommen. Bremische Besonderheit: Aufgrund ihrer Autonomie können die einzelnen Gemeinden relativ frei über die Nutzung der zugeteilten Gelder entscheiden.

Ulrike Schröder