Maria Stuart in Stereo

Theater des Lachens: „Maria Stuart“ nach Schiller, Sophiensæle, Sophienstr. 18, bis 28. November, 20 Uhr, Karten zu 13/8 Euro unter ☎ 2 83 52 66

Die Kontrahentinnen waren nicht zimperlich: Elisabeth, Tochter des antikatholischen Tudorkönigs Heinrichs VIII., hatte den englischen Thron besetzt. Maria Stuart, katholische Königin von Schottland, drohte mit eigenen Ansprüchen. Elisabeth lockte Maria nach England, ließ sie festsetzen und brauchte satte 19 Jahre für einen Vorwand zur Hinrichtung ihrer Rivalin. Welch schöne Parallele zum Aufführungsort: Hatte der Palast der Republik nicht auch fragwürdige Herrschaftssymbole (Stadtschloss!) wegsprengen sollen und fortan mit eigenem Machtanspruch geprotzt? Wartet nicht auch er, nach der Wende unter Asbestvorwand entkernt und seiner Funktion beraubt, seit Jahren auf seine Hinrichtung? DX

Nicht der Psychotrip der eingekerkerten vormaligen schottischen Königin Maria Stuart steht hier im Vordergrund, sondern derjenige der mordgierigen Elisabeth, die ihre Kontrahentin in gewisser Hinsicht gleich zweimal umbringen lässt. Der erste Mord ist nur ein theoretischer: Gemeuchelt wird Maria Stuart in ihrer Funktion als Herrscherin über Schottland und Anwärterin auf den englischen Thron – immerhin kann Lady Stuart verwandtschaftliche Beziehungen zu legalen Tudorlinien vorweisen. Der wirkliche, biologische Mord erfolgt erst mit massiver Verzögerung. Da soll man nun nicht verrückt werden, wenn man sich über Jahre den Kopf zerbricht, wie man die entwertete Rivalin ganz abmurkst. DX