IRAK: KLEINE SCHRITTE UNTER DEN MISSTRAUISCHEN BLICKEN DER USA
: Friedenskonferenz mit Abschussliste

Die Welt unterstützt den demokratischen Prozess im Irak. So lautet die Botschaft der internationalen Konferenz im ägyptischen Badeort Scharm al- Scheich. Nicht nur Kriegsbefürworter und Gegner, Amerikaner und Europäer – auch die Nachbarländer des Irak sind sich einig: Ein vollkommen außer Kontrolle geratener Irak kann in niemandes Interesse sein.

Das wichtigste Ergebnis in Scharm al-Scheich ist die Tatsache, dass auch Anrainerstaaten wie Syrien und der Iran mit an Bord gekommen sind. Denn gerade ihnen wirft die irakische Übergangsregierung immer wieder vor, den Konflikt von außen zu schüren. Doch all das von ihnen in Ägypten unterschriebene Papier ist nichts wert, wenn Teilnehmerländer weiterhin den Eindruck haben, als Nächstes auf der Abschussliste der USA zu stehen. Es ist schwer, Damaskus und Teheran zu erklären, dass sie sich daran beteiligen sollen, im Irak für Ruhe zu sorgen, wenn sie wissen, dass sie nach einer Befriedung ihres Nachbarlandes als Nächstes dran sind. Solange sie dieses Gefühl haben, werden sie alles daran setzen, dass das amerikanische Experiment des Präventivschlags für immer im irakischen Sumpf stecken bleibt.

Von einem Wahlboykott, wie ihn im Irak immer mehr sunnitische Stimmen fordern, war auf der Konferenz nichts zu hören. Allerdings haben die Aufständischen im Irak bis heute auch noch keine politische Organisation geformt, mit der man überhaupt in Verhandlungen treten könnte. Und die Wahlen selbst, die Ende Januar stattfinden sollen – es bleibt offen, ob das ganze internationale Trommeln für den demokratischen Prozess irgendeine Auswirkung hat. Gestern hat der irakische Fußballverband beschlossen, aufgrund der Spannungen in zahlreichen Städten die nationale Liga weiterhin auszusetzen. In dieser Lage sei es unmöglich, Spiele zu organisieren und die Sicherheit der Spieler zu gewährleisten, hieß es von dort.

Das wirft am Ende die bescheidene Frage auf: Kann man in einem Land wählen gehen, in dem es noch nicht einmal sicher genug ist, Fußball zu spielen? KARIM EL-GAWHARY