Keine Weltreise für Tierbabys

Die EU-Agrarminister einigen sich auf eine neue Regelung für Tiertransporte. Hinter einstigen Plänen bleibt sie aber zurück: Schweine und Kühe werden weiterhin ohne große Pausen durchs Land gekarrt

AUS BRÜSSELDANIELA WEINGÄRTNER

Zunächst die gute Nachricht: Die Vorschriften für Transporte von Tieren werden künftig strenger kontrolliert. Ab 2007 müssen alle neuen Laster satellitengestützte Navigationssysteme haben, mit denen Fahrtdauer und Ruhezeiten überwacht werden können. Ab 2009 müssen auch alte Transporter mit diesen Systemen ausgestattet sein. Ausreichende Belüftung, Wasserbehälter und Temperaturkontrolle müssen gewährleistet sein. Ein Tierarzt muss vor der Fahrt bescheinigen, dass alle Tiere gesund und transportfähig sind. Darauf einigten sich die EU-Agrarminister am Montagabend in Brüssel.

Tierbabys dürfen nicht mehr auf Weltreise gehen. Kälber unter 10 Tagen und Ferkel, die keine drei Wochen alt sind, dürfen höchstens 100 Kilometer transportiert werden. Beschränkungen gibt es auch für trächtige Tiere. Konnte bislang bei Verstößen nur die Transportfirma belangt werden, sind künftig auch Händler, Fahrer und Mitarbeiter in Schlachthäusern, Häfen und auf Märkten verantwortlich.

Doch der Rat folgte dem Kommissionsvorschlag vom Juli 2003 in einigen wichtigen Punkten nicht. „Mein Ehrgeiz wäre gewesen, Transportzeiten und Höchstzahl der verladenen Tiere weiter zu reduzieren, aber die Mitgliedstaaten sind in dieser Frage tief gespalten“, sagte der neue Verbraucherkommissar Markos Kyprianou. Aus der Umgebung der deutschen Agrarministerin Renate Künast (Grüne) verlautete, die Ministerin sei „enttäuscht“ über das Ergebnis. Zwar seien die ärztliche Kontrolle, die Fütterung und die Überwachung der Vorschriften verbessert worden. Doch sei dies nur als Einstieg gedacht gewesen. In einem zweiten Schritt hätten Transportzeiten und Ladedichte reduziert werden sollen.

Der nun vom Rat beschlossene Zeitplan verschiebt diesen zweiten Schritt jedoch ins nächste Jahrzehnt. Denn die Verordnung wird nach einer Übergangsfrist 2007 in Kraft treten. Vier Jahre später soll die Kommission einen Erfahrungsbericht vorlegen. Erst auf dieser Grundlage können die Transportbedingungen auf langen Strecken möglicherweise verbessert werden. Jeder zehnte Tiertransport in der EU dauert derzeit länger als acht Stunden.

Veronika Haunold vom Tierschutz-Verband Vier Pfoten sieht das Ergebnis „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“. Es gebe deutliche Verbesserungen gegenüber der jetzigen Situation. Aber die Aussicht, erst 2011 weiter verhandeln zu können, sei nicht akzeptabel. Sorgen bereite auch, dass die Mitgliedstaaten für die Kontrollen verantwortlich blieben.

Dänemark, Schweden, Deutschland, Österreich, Holland und Großbritannien wollten im Tierschutz deutlich weiter gehen. Seit der Osterweiterung seien sie aber in der Minderheit. „Die Bedeutung des Tierschutzes hat sich durch die Erweiterung verringert“, glaubt Haunold. Sie hofft nun auf die neue EU-Verfassung. Das Bekenntnis dort: „den Erfordernissen des Wohlergehens der Tiere als fühlenden Wesen“ Rechnung zu tragen.