Schröder stoppt Gabriel

Der niedersächsische SPD-Fraktionschef kandidiert doch nicht fürs SPD-Präsidium. Er bekäme keine Mehrheit

BERLIN taz ■ Niedersachsens SPD-Fraktionschef Sigmar Gabriel will nun doch nicht fürs Präsidium der Partei kandidieren. „Ich trete kommende Woche nicht an“, sagte Gabriel am Mittwoch dem Norddeutschen Rundfunk. „Ich stehe zu meiner Zusage vom Bochumer Parteitag, dass ich Christoph Matschie bei der Wahl zum Parteipräsidium unterstütze.“ Matschie ist Chef der Thüringer Landespartei. Er konkurriert mit NRW-Landeschef Harald Schartau und Finanzminister Hans Eichel um zwei offene Männerplätze im Präsidium.

Was wie eine selbstlose Aktion Gabriels aussieht, ist in Wahrheit das Eingeständnis, dass er bei der Wahl in den inneren Führungszirkel der SPD keine Chance hätte. Der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident, der als größte Zukunftshoffnung der SPD gilt, hat sich in den vergangenen Wochen in der Parteiführung viele Feinde gemacht. Gabriel hatte vor dem Parteitag in Bochum heimlich am Stuhl von Generalsekretär Olaf Scholz gesägt, weil er sich für den besseren Generalsekretär hält. Öffentlich hatte sich Gabriel jedoch immer hinter Scholz gestellt. Dieses Doppelspiel verärgerte besonders Gerhard Schröder, dessen Ziehsohn Gabriel ist. Gabriel sei illoyal und undiszipliniert, heißt es in der SPD-Spitze. Schröder hat sich entschieden, Gabriels Höhenflug vorerst zu stoppen.

Der Niedersache schätzt die Lage realistisch ein. Bei der Präsidiumswahl am 8. Dezember hätte er im SPD-Vorstand keine Mehrheit bekommen. Also tut er jetzt so, als hätte er sich nie für den Posten interessiert. Er unterstützt stattdessen eine andere Nachwuchshoffnung, den Thüringer Matschie. JENS KÖNIG