„Todesstoß für die Ems“

Umweltweltminister: Das Emssperrwerk soll nun auch im Sommer stauen dürfen. Der BUND ist gegen die Streichung der “wenigen Umweltauflagen, die es noch gibt“

Hannover taz ■ Als weiteren Rückschlag für das Ökosystem der Ems und als „einen Schlag ins Gesicht der Umweltverbände“ bezeichneten die niedersächsischen Grünen die Absicht von Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP), den Fluss auch im Sommer stauen zu wollen. Die bereits beantragte Änderung des Planfeststellungsbeschlusses zum Emssperrwerk sei der „Todesstoß für die Ems“, sagte die ostfriesische Grünen-Abgeordnete Meta Janssen-Kucz. Sander meinte hingegen, die Möglichkeit, auch im Sommer zu stauen, sei „besser für die Ems und gut für die Arbeitsplätze in der Meyer-Werft in Papenburg“. Im kommenden April, der nach der bisherigen Regelungen in den „Sommer“ fällt, will die Werft ihr nächstes Schiff über die Weser gen Nordsee überführen.

Bei der Überführung des Kreuzfahrtschiffs „Serenade of the Sea“ war die Ems im Juli probeweise erstmals im Sommer aufgestaut worden. Umweltverbände hatten dem zugestimmt, wenn bei dem „Test“ die Wasserqualität gemessen werde. Dennoch gibt es heute völlig unterschiedliche Meinungen darüber, wie sich die 12-stündige Schließung des Emssperrwerks auf den Fluss ausgewirkt hat. Minister Sander verwies gestern auf ein Gutachten der Universität Oldenburg, nach dem der ohnehin niedrige Sauerstoffgehalt des Flusses im Juli zumindest nicht noch weiter sank. Seine Schlussfolgerung: Auch im Sommer sei ein „Aufstauen der Ems nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch die bessere Lösung als die ständige Baggerei“. Bei Sommerstaus könne davon ausgegangen werden, dass Sauerstoffmangel in der Ems auszuschließen sei. Alle Werte hätten im Bereich der Schwankungen gelegen, die auch sonst in der Ems gemessen werden.

Auch BUND und WWF hatten im Juli gemessen – mit völlig anderen Ergebnissen: „Stellenweise sank der Sauerstoffgehalt von 3,0 auf 1,5 Milligramm pro Liter“, sagt die BUND-Expertin Vera Konermann. Das sei eine für Fische „kritische Marke“. Solch „deutliche Auswirkungen“ könne man „wirklich nicht als positiv darstellen“. Die Unter-Ems habe ohnehin die „schlechteste Qualität“ aller Flüsse in Niedersachsen. Konermann: „Es müssen Sofortmaßnahmen eingeleitet werden, anstatt die wenigen Umweltauflagen zu streichen, die es noch gibt“. Die Grünen kritisierten, Minister Sander habe die „Kooperationsbereitschaft der Umweltverbände grob missbraucht“. An der Auswertung und Beurteilung der Messergebnisse seien sie nicht beteiligt worden.kai schöneberg