Neue Platten
: Die Technogeneration vergisst nicht ihren Nachwuchs: „Music for Children“ könnte aber auch Ältere für Elektronik initiieren

„Music for Children“ Bruchstuecke/Kompakt Release-Party am 6. 12. im WMF

Eine einigermaßen entsetzliche Vorstellung: Wenn da einer abends nach der Arbeit zur Entspannung seine Benjamin-Blümchen-Kassetten einlegen würde. Was schon etwas über die Kulturartikel, mit denen die Kinder angefüttert werden, sagt. Eine neue CD: „Music for Children“. Elektronische Musik, für Kinder. Sagt man besser gleich, was das nicht ist: Hier handelt es sich nicht um die (nie nett gemeinten) Infantilisierungen, da stampft kein Schlümpfe-Techno, keine Disco für die Krabbelgruppe. Die Idee zu der Kompilation hatte Chica Paula, DJ, Oceanclubradiomitmacherin und Mutter, die mit ihrer Tochter gern Elektronisches hört. Deswegen hat sie in ihrem Freundeskreis herumgefragt, ob da nicht was zu machen sei, und so schüttelte Martin Gretschmann aka Console „La Le Lu“ mit dem Mann im Mond elektronisch neu auf, Gudrun Gut hat mitgemacht und Max Loderbauer von Sun Electric mit einer schönen Studie in Minimalismus. Manche haben vielleicht ein wenig was verwechselt und nur in der eigenen Kinderstube gekramt und dann Pink-Floyd-Schnipsel verstaut wie Ricardo Villalobos, was sich auch wieder nett anhört. Jedenfalls gibt es keine dieser gekrakelten musikalischen Sonnengesichter, man ist nicht geistig in die Knie gegangen, um scheinbar kindgerecht in eine kulturelle Brabbelsprache zu verfallen. Man weiß nur um unterschiedliche Fallhöhen. Die Musik ist also meist entdichtet, sanfter gestimmt. Die Melodien singfälliger. Und manchmal hat man das alles auch gleich ignoriert. Würde mich interessieren, wie Thomas Fehlmanns spröder Track bei den Kindern ankommt. Wahrscheinlich aber so wie bei der Restbevölkerung: Den einen gefällt’s, anderen nicht. Vorgestellt wird „Music for Children“ am Samstag im WMF. Als Kinder-Eltern-Party am Nachmittag, und bei der Nachtfeier muss der Nachwuchs dann doch wieder im Bett liegen. TM