„Keineswegs kurzfristig“

Ein altes Branntweinlager füllt sich mit Kunst

taz: Herr Laband, im hintersten Gröpelingen würde man nicht unbedingt eine Künstlerkolonie mit 60 Malern, Bildhauern und Musikern erwarten. Wie ist die entstanden?

Lutz Laband, Haus-Verwalter: In der Kap-Horn-Straße saß eine der größten deutschen Weinimporteure. Mit eigenen Tankern wurden Südweine angeliefert, gelagert und auf Flaschen abgezogen. Aber 1988 waren Menke&Söhne finanziell am Ende.

Eine der tragischsten Konkurse innerhalb der hiesigen Kaufmannschaft!

In der Tat, das war die Bremer Buddenbrooks-Variante. Seither vermieten wir an Künstler.

Am Sonntag wird erstmals eines der alten Branntweinlager, immerhin 1.000 Quadratmeter, als Ausstellungshalle genutzt. Haben die Künstler eine langfristige Perspektive oder dienen sie als Platzhalter für spätere Nutzungen?

Die Vermietung ist keineswegs kurzfristig angelegt. Wir finden die Vermenschlichung von alten Industrieanlagen gut und verstehen das auch als eine Form von Mäzenatentum.

Wobei fünf Euro warm auch kein Schnäppchenpreis für Atelierflächen ist.

Wir haben immense Energie- und Instandhaltungskosten! Der ganze Komplex stammt aus den 50er Jahren und fasst 75.000 Quadratmeter. Im Übrigen sind die Mieten zum Teil auch geringer, wir machen das durchaus mit sozialem Augenmaß. Wir wollen jetzt versuchen, mindestens vierteljährlich größere Ausstellungen und auch Themenabende zu veranstalten.

Interview: Henning Bleyl

Eröffnung: Sonntag 11 Uhr in der Kap-Horn-Straße 9, Nähe Fatih-Moschee (Linie 3)