was macht eigentlich ...der Nikolaus?
: Zu früh kommen – und das mit der Bahn

Richtig: Nikolaus ist erst morgen. Das Fest des heiligen Bischofs von Myra, der sein reiches Erbe mit vollen Händen unter die Armen verteilte und am 6. Dezember 345 starb, wird erst am Samstag von der katholischen Kirche und anderen Fans des mildtätigen Mannes gefeiert. Ein Mann, dessen soziales Engagement von bestürzender Aktualität ist – verhinderte er doch die Zwangsprostitution dreier armer Mädchen durch ihren Vater, indem er ihnen nachts Geld durch den Kamin in darin aufgehängte Socken warf – ein Prinzip (das Sockenaufhängen), das sich heute auch in begüterten Familien (mit repräsentativem Kamin) einiger Beliebtheit erfreut.

Noch mal: Niklaustag ist erst morgen, aber davon will die Bahn nichts wissen. Ganz abgesehen vom nicht mehr subtil zu nennenden Bratapfel- und Lamettaterror, der auf deutschen Bahnhöfen praktiziert wird, behaupten Mehdorns Jünger jetzt auch noch, der fromme Mann, nein: gar derer sieben! träfen bereits heute in der deutschen Hauptstadt ein. Mit dem ICE. Am Ostbahnhof. Und diese angeblichen Nikoläuse brächten uns Geschenke, „attraktive Geschenke“, mit. Brutaler Unsinn! Attraktive Geschenke, das wären z. B. 75 Millionen für die Studenten, eine dornige Rute für Quietschesparer und immer gutes Wetter für diese arme Stadt. Das alles und noch viel mehr brächte uns der Nikolaus, gäbe es ihn tatsächlich und reiste er in einem rentierbespannten Schlitten durch die Luft, nicht aber als Grüßaugust der Deutschen Bahn, im ICE 1517, Ankunft 10.16 Uhr, Berlin Ostbahnhof. CLP
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