Weibliche Perspektive

Vor dem Welt-AIDS-Tag richtet die Gesundheitsbehörde den Fokus auf die spezielle Situation HIV-infizierter Frauen

„Bei Aids gibt es eine weibliche Perspektive“, weiß Dietrich Wersich. Im Vorfeld des Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember wies der Gesundheitsstaatsrat gestern darauf hin, dass die Situation HIV-infizierter Frauen besonders schwierig sei, da diese in der Regel materiell und sozial besonders schlecht abgesichert seien und zudem oft Verantwortung für Kinder trügen. Auch beim Safer Sex seien Frauen aufgrund ihrer vielfältigen Abhängigkeiten vom Partner oft in einer schwächeren „Verhandlungsposition“.

Ohne ins Detail zu gehen, kündigte der CDU-Politiker an, Angebote für HIV-infizierte Frauen in Hamburg zu verbessern. Ein Fokus soll dabei auf Migrantinnen aus Ländern, in denen HIV verbreitet ist, Drogenkonsumentinnen und Prostituierte gerichtet werden. Rund 1.000 Hamburgerinnen sind HIV-infiziert, bei rund 100 Frauen ist die Krankheit AIDS bereits ausgebrochen. Und etwa jedes fünfte „positive“ HIV-Testergebnis wird einer Frau mitgeteilt.

Den Mangel bei der medizinischen Beratung von Frauen verdeutlicht Birgit Stange von der AIDS-Hilfe Hamburg: Obwohl die Medikamente bei Männern und Frauen unterschiedliche Nebenwirkungen hätten, gebe es bei Aids bislang keine frauenspezifischen Forschungs- und Therapieansätze.

Obwohl die Sorglosigkeit im Umgang mit dem Virus und damit auch die Anzahl der HIV-Neuinfektionen tendenziell zunimmt, wird der Etat für die AIDS-Beratungsstellen vom Senat kontinuierlich eingeschmolzen. Um die Arbeit trotzdem erhalten zu können, will die Behörde bei den Mitarbeitern sparen und eine Absenkung des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes bei den Trägern durchsetzen. Doppelangebote sollen abgebaut und Beratungsleistungen zusammengefasst werden.

Betroffen von den Sparmaßnahmen sind etwa die AIDS-Hilfe, Hein & Fiete, das Magnus-Hirschfeld-Centrum sowie die AIDS-Beratung des Bernhard-Nocht-Instituts. Deshalb wirft der AIDS-Experte der GAL-Bürgerschaftsfraktion, Farid Müller, dem Senat vor, nur „von seiner gefährlichen Sparpolitik abzulenken“, wenn er die Frauen als „neue Zielgruppen für die AIDS-Prävention“ entdecke, gleichzeitig aber bei den AIDS-Hilfen kürze. Nach den ersten Sparmaßnahmen in diesem Bereich vor zwei Jahren sei die Zahl der Hamburger HIV-Neuinfektionen postwendend auf den höchsten Stand seit 1995 geschnellt. Müller: „Sparen ist bei AIDS tödlich!“

Petra Schreiber/Marco Carini

Volkspetition gegen die Kürzungen bei den AIDS-Hilfen: www.hamburg-vereint-gegen-aids.de