Behaglichkeit in finnischer Nacht

Über Finnland wissen wir Resteuropäer nur wenig. Das skandinavische Land mit der Form eines Plüschhasen hat mehr Seen als Einwohner, und die sind auch noch latent depressiv. Wenn es ab Oktober gar nicht mehr hell wird, steigt die Selbstmordrate zwischen Helsinki und Rovaniemi massiv an, weshalb es in Finnlands Hauptstadt mittlerweile „Lichtcafés“ gibt, wo man sich mit etwas Lebensfreude bestrahlen lässt. Die Filme der Geschwister Aki und Mika Kaurismäki bilden ihre Landsleute üblicherweise genauso ab: ein bisschen verschroben, lieber ernst und melancholisch als überzogen fröhlich. Ihre Geschichten handeln von kleinen Leuten, die vom Leben überfahren werden, sich irgendwie wieder hochrappeln und allesamt eine liebenswerte Meise haben.

Vor allem Aki Kaurismäki orientiert sich dabei an seinem Vorbild Teuvo Tulio, dessen Melodramen bis in die 70er-Jahre die Verkörperung des finnischen Kinos waren. Umgekehrt sind die Kaurismäkis selbst Inspirationsquelle, etwa für den Maler Timo Jakola. Der nämlich nutzt Stills aus ihren Filmen als Vorlagen für seine Bilder. Viele davon zeigen verregnete oder eingeschneite menschenleere Straßenszenen in der finnischen Dämmerung, mal von Straßenlaternen, mal von Autoscheinwerfern erleuchtet, und fast immer vermitteln sie jene Behaglichkeit, die sich bei dem Gedanken einstellt, dass man diese trübe Zeit drinnen im Warmen verbringen kann.

Im Filmmuseum Potsdam wird heute die Ausstellung „Finnischer Winter“ mit den Bildern Jakolas eröffnet, Anlass auch zu einer Reihe über die Kaurismäkis und das finnische Kino im Allgemeinen. Neben Kaurismäki-Klassikern wie „Juha“ und „Der Mann ohne Vergangenheit“ laufen Filme anderer finnischer Regisseure. Als besonderer Gimmick spielen heute ab 22 Uhr im Club Spartacus neben dem Filmmuseum in der Schlossstraße 13 Marko Haavisto & Poutahaukat, die im „Mann ohne Vergangenheit“ als die Heilsarmee-Kapelle den Weg zum Rock ’n’ Roll fand. Programminfo: www.filmmuseum-potsdam.de DX