Deutsche nicht enttäuschen

Können türkisch-stämmige Deutsche in deutschen Unternehmen Karriere machen, fragten StudentInnen der Hochschule Bremen. Die Firmen behaupten: Alles easy

Bremen Doch, auch bei Lufthansa haben es Ausländer bis ganz nach oben geschafft. „Unser Vorstandschef zum Beispiel, der ist Österreicher“, erzählte Ralf Steuer von Lufthansa den StudentInnen. Die waren eigentlich gekommen, um zu diskutieren, welche Chancen türkisch-stämmige Deutsche in deutschen Unternehmen haben. „Kann Mustafa Chef einer deutschen Bank werden?“ lautete der Titel der gestrigen Tagung an der Hochschule Bremen – organisiert von türkisch-stämmigen StudentInnen des Fachbereichs Wirtschaft.

Zumindest oben auf dem Podium waren sich die PersonalvertreterInnen von Lufthansa, Kraft Foods und dem Logistik-Unternehmen BLG Group AG einig: Mustafa kann bei uns Chef werden, gar kein Problem. Warum trotzdem so gut wie keine MirgrantInnen in ihren Führungsetagen arbeiten, dieses Rätsel konnten sie nicht auflösen. Immerhin, so tröstete Steuer: 38 Prozent Ausländer im Catering der Lufthansa.

„Das ist doch alles Schönrederei“, meint die 28jährige Sakine in einer Kaffeepause. „Klar sagen die Personalchefs hier nicht: Wir stellen Sie nicht ein, weil Sie Türkin sind – aber so ist es.“ Und auch der 31jährige Gökmen glaubt: „Die Unternehmer sind konservativ. Heimlich reißen die garantiert so einige ausländerfeindliche Witze.“

30.000 der zwei Millionen StudentInnen in Deutschland sind türkischer Abstammung.Nur unverzagt geackert – an dieses Rezept glaubten gestern die wenigsten von ihnen. Die Vorschläge, wie Deutsch-Türken mehr gesellschaftliche Macht erlangen könnten, ähneln den feministischen Debatten: Netzwerke bilden. Eine Ausländer-Quote einführen. Mit mehr Humor müsse man die absurde Situation nehmen, meinte einer. So wie der Satiriker Osman Engin. Der erzählte zu Beginn der Tagung die Geschichte, wie seine Tochter von der deutschen Nachbarin genötigt wurde, alte Kleider anzunehmen – als Ausländerin hätte sie das doch nötig. Sein Rat an die Tochter: „Nimm es. Du darfst das Mitleid der Deutschen nicht enttäuschen.“ Dos