Im Glauben an den Gott der Kreativität

Am Freitag startete im Bremer Messezentrum die sechste Design-Workshop-Konferenz „Profile Intermedia“

Das hören die strukturwandelnden Stadtväter gern: Bremen, die Stadt, in der Stars Kreativurlaub machen. Der Australier Tim Richter ist so einer. Richter hat als Screen Designer die Kino-Blockbuster „Matrix Reloaded“ und „Matrix revolutions“ gestaltet. In seinem Fach ist er damit State of the Art, und so einer sitzt nun im Bremer Messezentrum und lässt durchblicken, dass „Matrix“ eben Business sei, wogegen sich die Bremer Design-Workshop-Ausstellungs-Konferenz „Profile Intermedia“ so anregend „außerhalb des Business“ bewege. Und das heißt: kommunikativ, zukunftsgeil, gut gekleidet, handlungsentlastet und vereint im tiefen Glauben an den großen Design-Gott namens „Kreativität“.

Nachdem Richter bereits 1999 als Nachwuchs-Kreativer zu Gast war, kehrt er zur nun sechsten „Profile Intermedia“ als Starredner zurück. Treffen wird er dort auf den Hollywood-Experten Paul M. Sammon, der von seiner Arbeit mit Arnold Schwarzenegger und dessen Aufstieg zum Gouverneur berichtet. Oder auf Stanislaus Kadingdi aus Ghana, der über Rassismus in den Medien spricht und die Frage stellt, was Design in Entwicklungsländern zu suchen hat. Oder auf den Kriegsfotografen Teun Voeten, der die Hintergründe der Kriegsberichterstattung aus Ruanda und Bosnien beleuchtet.

Insgesamt sechzig ReferentInnen aus elf Ländern werden bis Sonntag die Disziplinen Grafikdesign, Kunst, Film, Musik, Fotografie und Mode ganz individuell, gerne hip und in jedem Fall praxisnah schütteln, rühren und dabei Teilnehmer ziehen: „Wir bekommen das Publikum durch die großen Namen, stellen aber jedesmal auch den Nachwuchs vor“, so „Profile“-Chef Peter Rea. Erwartet werden rund 1.000 vorwiegend junge und teils weit angereiste KonferenzteilnehmerInnen, viele davon Studierende, manche Profis, einige studierende Profis. Sie alle folgen dem alten „Profile“ Schlagwort „Intermedia-Crossover“, das die Veranstalter in diesem Jahr auch mit dem Motto: „Voyeur – the story behind the scenes“ nicht weiter konkretisieren.

Der Blick hinter die Kulissen also – angesprochen ist damit ein Pfund, mit dem die „Profile Intermedia“ seit ihrer Gründung 1998 wuchert: Studierende treffen auf Profis unter dem Vorzeichen der gegenseitigen Inspiration, statt Lehrer-Schüler-Verhältnissen sollen Kontakte und Netzwerke entstehen. Erleichtert wird das durch den Hintergrund der „Profile Intermedia“: Entstanden ist sie an der Bremer Hochschule für Künste unter Federführung von HfK-Gastprof Peter Rea. Seit dem wird der Kongress geplant und durchgeführt von Studierenden der Bremer HfK.

Eine Erfolgsstory soweit, und auch die Zukunft der „Profile Intermedia“ scheint gesichert: Zu einem Zeitpunkt, da sich in Bremen alles um die Ausgestaltung der Bewerbung für den Titel „Kulturhauptstadt 2010“ dreht, sagte Klaus Sondergeld, der Geschäftsführer der Projektgruppe Kulturhauptstadt“, am Freitag: „Die ‚Profile Intermedia‘ ist eines der heute schon feststehenden Ankerprojekte.“ Und ein so deutliches Zugeständnis war in Bremer Bewerbungsfragen bislang nicht zu hören. Klaus Irler

„Profile Intermedia“: noch bis 7.12. im Messezentrum Bremen. Infos: www.profile-intermedia.de