urdrüs wahre kolumne
: Bremen sucht den Superdepp

Dass auch Weihnachtsmänner respektive Nikoläuse weiterhin zu den überzeugten Stehpinklern zählen, unterstreicht ein ebensolcher im Frondienst an den Kunden eines Verbrauchermarktes, als er in einer Arbeitspause auf dem Parkplatz dieser Einkaufswüste sein glühwein-initiiertes Wasser freihändig an den Breitwandreifen eines jeep-förmigen Kraftfahrzeugs mit Kuhfänger ablässt. Ach, wäre doch die mutmaßlich aus Borgfeld oder Kirchweyhe stammende Besitzerin mit ihren Blagen just in diesem Augenblick zurückgekommen – sie hätte soviel zu erklären und ich so viel zu lachen gehabt!

Einmal mehr sucht Bremen den Superdepp – diesmal im Bereich der darstellenden Kunst. Wer immer auch in der Nachfolge von Captain Kirk als Weltraum-Rambo über die Leinwand rasen möchte – ihm sei geraten, vor der Teilnahme am Casting zur Startrek-Show am kommenden Montag in der Lüftelmalerei des Space Park das Kleingedruckte zu lesen. Am Ende werden die Akteure beim jetzt schon überfälligen Scheitern des Gesamtunternehmens für die Kosten in Anspruch genommen, sozusagen als insolvente Ich-AG in eigener Verantwortung. Denn wenn’s da in der drei bis vierdimensionalen Raum-Patrouille was zu verdienen gäbe – die mafiose Gesamttücke dieser Stadt, sie hätte die Rollen doch längst schon unter sich und ihre Kegel verteilt oder als Abstellgleis für sexualdelinquente Beamte des Abschiebegewahrsams in Anspruch genommen: Kommando Pimperle auf Kurs Venus mit Abstecher zum Mars.

Ja der Josef Hattig sagt schon, was er meint: dass Parlamentarier ohne den Status des Besserverdienenden als Habenichtse eigentlich über große Summen nicht entscheiden können. Ob er sich selber vor solcher Inkompetenz dadurch bewahrte, dass er sich von der Lagergesellschaft für seinen Job im Aufsichtsrat einen Dienstwagen zusichern ließ, nachdem er die Limousine als Senator abgeben musste? Würdig für die großen Deals ist sicher auch sein Männerfreund Professor Thomas Albert, der mit den Ausgaben für sein aufgeplustertes Musikfest ganz gut klar kam, darüber aber die Einnahmenseite so weit aus dem Auge verlor, dass ihm ein kaufmännischer Habenichts als Geschäftsführer zugewiesen wurde. Immerhin greift der Festival-Impressario für das ehrenvolle Restamt neben dem Professorensalär eine Viertel Millionen Euro jährlich plus Büro ab, und ob er von diesem Sümmchen die Provision für die Akquise von Sponsorengeldern abzieht, weiss wohl keiner einer so ganz wirklich. Eigentlich qualifiziert das in Bremen doch für größeres!

Mit der Ermordung von Kennedy habe ich mich ebenso abfinden müssen wie mit dem Fall der Mauer, die den großdeutschen Arsch so grundvernünftig in zwei Hälften furchte. Auch das Ende der Catch-Hochburg Bremen blieb mir nicht erspart und nicht die Vertreibung von meiner Waller Parzelle. Kaum habe ich mich damit getröstet, dass immerhin das kneipgemütliche Hafencasino gerettet werden konnte, da haut mir auch schon der nächste Schlag in den Karton: die mir seit vierzig Jahren vertrauten Mainzelmännchen im proletarischen Blaumann sind durch Playstation spielende Skater in Baggy Trousers ersetzt worden und nicht mal das „Guunaamd“ klingt so vertraut wie je, bejammert als immer noch novemberdepressiver Vertriebener aus dem Lande der Erinnerung Ulrich „Fritzchen“ Reineking