Zuhauf Piktogramme

„Freiräumen“, ein Zeichen-Duden für die Landschafts-gestaltung in Zeiten des Bevölkerungsschwunds

Mit Lehrbüchern wollen manche Autoren lediglich das eigene Oeuvre überhöhen. Der Landschaftsplaner Hans Loidl lässt hingegen seine Arbeiten, wie etwa die aktuelle Gestaltung des Berliner Lustgartens, vollständig außen vor. Dafür zeigt er zuhauf Piktogramme, die das Landschaftsgestaltern gern unterstellte Verhübschen der Umwelt mittels Pflanzen als Vorurteil entlarvt und stattdessen die fundamentalen Aspekte von „Freiräumen“ aufzeigen.

Mit der abstrakten Darstellung vom Entwerfen, die auf Vorlesungen des Professors an der TU Berlin basiert, eröffnet Loidl die Möglichkeit, den Diskurs zu objektivieren. Dem ging ein mehrjähriger Dialog mit seinem Kollegen Stefan Bernard voran, der im Ergebnis für eine kurzweilige Lektüre sorgt. Statt langatmiger theoretischer Texte offerieren die Autoren eine Collage aus Zitaten, Bildern, kurzen Spots, die den Leser auch quer in die Materie einsteigen lassen.

Durch den didaktischen Aufbau erscheint das Buch wie ein Werk der 1970er-Jahre. Auch erscheinen die vier Kapitelüberschriften mit „Gestalt und Gestaltung“, „Entwerfen und Entwurf“, „Raum – Ort – Weg“ und „Gestaltqualitäten“ ausgesprochen nüchtern. Das ist kein Manko. Denn die zur Verfügung stehenden Mittel werden bewusst aufgeführt: Welche Bepflanzung lässt eine Böschung flach wirken? Oder wie lässt sich das topografische Relief einer Landschaft herausstellen?

Gerade weil der Freiraum die zukünftig größte Aufgabe in den durch Bevölkerungsschwund zerklüfteten Städten darstellt, ist das Buch hilfreich, bietet es doch gleichermaßen ein visuelles und ein sprachliches Gerüst an. Für den Planungslaien ist es darüber hinaus eine Art Zeichen-Duden, mit dessen Hilfe er Freiraumpläne lesen kann.

Eine allgemein gültige Ebene zu schaffen, auf der sich alle verständigen können, war vielleicht ein zu hoch gestecktes Ziel. Möglicherweise würde diese auch nicht den vielen Facetten von Sprache und Skizze gerecht, die jeden Entwurf charakterisieren. Davon abgesehen ist Loidls Buch jedoch ein Desiderat innerhalb der konventionellen Literatur über Landschaftsarchitektur, die sich überwiegend in ästhetisierenden Bilderschinken erschöpft. MIKAS

Hans Loidl, Stefan Bernard: „Freiräumen. Entwerfen als Landschaftsarchitektur“. Birkhäuser – Verlag für Architektur, Basel 2003, 48 €