Den Schaden begrenzen

Etliche Versicherungen sind für viele entbehrlich, andere aber unumgänglich, etwa Privathaftpflicht und Krankenversicherung. Die Policen sollte man regelmäßig überprüfen und anpassen. Verbraucherorganisationen bieten Leistungsvergleiche

Eine Versicherung kann den Schaden nicht verhindern – aber die Folgen lindern

von ANDREAS LOHSE

Rund 2.770 Euro zahlte im vergangenen Jahr jeder deutsche Haushalt durchschnittlich allein für Versicherungen. Das jedenfalls ermittelte der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft – und dort sollte man es wissen. Dazu gehören beispielsweise Krankenversicherungen, Auto- und Privathaftpflicht, Policen für Hausrat, Tiere, Gebäude und Boote, Rechtsschutz, Rente und mancherlei Exoten.

Wer nun ins Grübeln und ins Rechnen kommt und dabei feststellt, dass seine persönlichen Ausgaben an Assekuranzen nur einen Bruchteil dieser Summe betragen, muss noch lange kein Problemfall sein. Vielmehr seien es „verblüffend wenige Versicherungen“, die wirklich jeder brauche, meint etwa die Stiftung Warentest: Krankenversicherung, Privathaftpflicht sowie Haftpflicht fürs Auto – sofern vorhanden – deckten zunächst die „drei wichtigsten Risiken“ ab.

Die Krankenversicherung bietet dabei bekanntermaßen Vorsorge im Krankheitsfall sowie Krankengeld nach Ende der gesetzlichen Lohnfortzahlung. Die meisten vertrauen auf gesetzliche Krankenkassen, bei denen sie zumeist Pflichtmitglied werden. Der Beitrag bemisst sich am monatlichen Verdienst. Bis zu einem Einkommen von 3.825 Euro (brutto) besteht Versicherungspflicht. Die Leistungen unterscheiden sich nur geringfügig. Eine private Krankenversicherung ist für Ledige zwar meist billiger, doch sollte man sich vor einem Beitritt zunächst Gedanken machen über die persönliche Lebensplanung. Denn der vermeintliche Kostenvorteil wird schnell aufgefressen, wenn Ehepartner und Kinder hinzukommen: Sie sind in der Gesetzlichen beitragsfrei mitversichert, in der Privaten hingegen nicht. Dieser Tage wurde zudem publik, dass einige Privatkassen womöglich ihre Beiträge drastisch erhöhen könnten.

Die private Haftpflichtversicherung ist nach Expertenmeinung ebenfalls ein Muss. Sie tritt immer dann ein, wenn fremdes Eigentum beschädigt wird, sofern dies nicht vorsätzlich geschieht. Die Versicherungssumme für Personen- und Sachschäden sollte bei mindestens 3 Millionen Euro liegen. Die Preisunterschiede reichen von knapp 50 bis über 100 Euro pro Jahr. Bei der Kraftfahrzeug-Haftpflichtpolice hingegen haben Autobesitzer keine Wahl: Sie ist gesetzlich vorgeschrieben und zahlt, wenn der Fahrer Personen verletzt oder fremdes Eigentum beschädigt. Die Preise variieren mit Fahrzeug, Fahrer und Wohnort.

Mit diesen Policen in der Tasche hat jeder zunächst für die wichtigsten Lebensrisiken vorgesorgt. Doch sollte man seinen Versicherungsschutz regelmäßig prüfen und ergänzen. Hauptverdiener in einer Familie sollten für den schlimmsten Fall vorsorgen: Eine Risikolebensversicherung gewährt bei seinem etwaigen Tod den Hinterbliebenen ein Auskommen.

Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die Berufsunfähigkeitsversicherung. Wer auf Grund von Unfall oder Krankheit seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, zudem nach 1961 geboren wurde, erhält von den Rentenversicherungsträgern nur dann einen kleinen Zuschuss zum Lebensunterhalt, wenn er vollends erwerbsunfähig ist. Denn im Zuge der Rentenreform 2000 entfiel die gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente für alle, die am 1. Januar 2001 das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten.

Häufig wird als Variante eine Kombination aus Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherung angeboten. Dabei ist Letztgenannte formal die Hauptversicherung, die Absicherung der Berufsunfähigkeit gilt als Zusatz, deshalb ist oft der Begriff „Berufsunfähigkeitszusatzversicherung“ (BUZ) zu hören. Der Versicherer sagt seinem Kunden eine Rente für den Fall zu, dass dieser in seinem Beruf nicht mehr arbeiten kann. Dessen Angehörige erhalten eine Geldsumme, falls der Versicherte stirbt.

Der Preis bemisst sich am Beruf des Versicherten, mithin welchen Risiken er ausgesetzt ist. Die Unterschiede sind groß: So kann ein 30-jähriger kaufmännischer Angestellter im Jahr 925 Euro auf den Tisch legen, wofür er im Falle der Berufsunfähigkeit aus dem Vertrag eine monatliche Rente von 1.000 Euro erhält. Bei anderen Assekuranzen gibt es dieselben Konditionen bereits für kaum 700 Euro.

Eine Unfallversicherung bietet im Vergleich hierzu nur eingeschränkten Schutz: Sie zahlt nicht bei krankheitsbedingter Berufsunfähigkeit. Beim Verband der öffentlichen Versicherer weiß man, dass gerade mal 10 Prozent aller Berufsunfähigen Opfer eines Unfalls sind. Dennoch kann diese Versicherung für junge Berufseinsteiger sinnvoll sein, wenn sie aus der Berufsunfähigkeitsversicherung keine Leistungen erwarten.

Steigen mit zunehmendem Einkommen die Ansprüche an die Wohnung, ist eine Hausratversicherung zu erwägen. Wer je einen Wasserrohrbruch in der Wohnung erlebt hat, weiß dies zu schätzen. Damit muss man zwar noch immer das Wasser selbst aufwischen und vielleicht den Verlust ideeller Werte verschmerzen. Den neuen Kleiderschrank nebst Teppichboden und Schuhregal jedoch zahlt die Versicherung. Versichert sind dabei alle Haushalts- und Gebrauchsgegenstände gegen Raub und Einbruchsdiebstahl, Leitungswasser-, Sturm- und Hagelschäden, Feuer, Explosion und Blitzschlag. „Wer seinen Hausrat ohne sehr große finanzielle Einbußen nicht ersetzen kann, sollte ihn versichern“, rät die Zeitschrift Finanztest. Jedoch nicht beim erstbesten Versicherer. Denn bei nahezu gleicher Grunddeckung gibt es erhebliche Preisunterschiede zwischen den einzelnen Anbietern. Für eine Deckungssumme von 50.000 Euro zahlt man bei günstigen Anbietern rund 40 Euro pro Jahr.

Angesichts der zahlreichen Vertragsvarianten gilt für jeden einzelnen Bereich: erst informieren, dann unterschreiben. Grundsätzlich kann keine Versicherung einen Schaden verhindern. Sie mildert aber die finanziellen Folgen eines Unglücks.

Preis- und Leistungsvergleiche findet man in den monatlich erscheinenden Zeitschriften test, Finanztest sowie Öko-Test. Einzusehen sind Untersuchungen auch bei den Verbraucherzentralen.