der wochenendkrimi
: Tatort Hohmann?

Der Schächter, So., 20.15, ARD

Das Muster ist bekannt: Man macht das Opfer zum Täter, um auf diese Weise die Schuldfrage zu relativieren. So funktioniert Antisemitismus. Der hessische CDU-Bundestagsabgeordnete Hohmann hat das ja grade durchexerziert. Vielleicht kann man solch enthemmten Antisemitismus nur in der Provinz finden, im schönen Fulda eben – oder in Konstanz, wo seit einiger Zeit Eva Mattes mit versonnenem Blick auf den Bodensee als Tatort-Ermittlerin agiert.

Der Fall der aktuellen Folge erinnert in seiner Täter-Opfer-Logik an den Fall Hohmann: Ein Junge wird erstochen; die Wunden ähneln den Schnitten eines Schächters. Deshalb wird reflexhaft ein orthodoxer Jude verdächtigt. Als Opferpsychogramm funktioniert „Der Schächter“ (dank des still auftrumpfenden Nikolaus Paryla) – als Krimi nicht. Die forensischen Aspekte sind zu grob angedeutet, die Typologie des Provinz bleibt schemenhaft. Einen Staatsanwalt, der seine Ressentiments so plakativ auslebt, wird man – Hohmann hin oder her – in der Wirklichkeit kaum finden. Auch nicht schön: Zur Lösung des Falles muss der schwarze Peter von einer Randgruppe zur nächsten. CHRISTIAN BUSS