Von Filzpartei zu Filzpartei

Man kennt sich, man hilft sich im Bergischen Land: Wie CDU-NRW-Generalsekretär Hans-Joachim „Jochen“ Reck bei alten konservativen Freunden in Wuppertal eine neue politische Heimat fand

VON MARTIN TEIGELER

Heimat ist für Konservative etwas Heiliges. Für Hans-Joachim „Jochen“ Reck, den Generalsekretär der nordrhein-westfälischen CDU, ist seine neue politische Heimat ein ganz besonderer Schatz. „Ich bin mit meiner Familie ein ‚Bergischer‘ geworden“, jubilierte Reck bei seiner Kür zum Landtagskandidaten im Wahlkreis Wuppertal III - Solingen II. Das Bergische Land sei für ihn „wunderschönes NRW“, schmeichelte Reck den Parteifreunden anlässlich der Nominierung vor einigen Monaten.

Der Wahlkreis im Bergischen Land ist der sichere Hafen, den Reck für eine landespolitische Karriere auch dringend braucht. Versuche, dem parteiintern wenig beliebten Manager einen Wahlkreis in Köln zu überantworten, waren nämlich zuvor gescheitert. Der Quereinsteiger (siehe Infokasten) hatte sich schnell nach seinem Amtsantritt als Generalsekretär nach einem Landtagswahlbezirk umgesehen. Die stellvertretende NRW-Landesvorsitzende Ursula Heinen aus Köln hatte damit geliebäugelt, Reck einen Wahlkreis in der größten Stadt des Landes zu vermitteln. „Ich hätte mir das gewünscht“, sagt Heinen rückblickend über den „idealen Kandidaten“ Reck. Doch der General aus der Düsseldorfer Parteizentrale war in der Domstadt spätestens nicht mehr durchsetzbar, als die Affäre um den Kölner CDU-Chef Richard Blömer ins Rollen kam.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Blömer wegen des Verdachts der Untreue und der illegalen Stückelung von Parteispenden. Trotz der Vorwürfe hatte die Kölner CDU Blömer jedoch erneut als Wahlkreiskandidaten für die Landtagswahl im Mai 2005 aufgestellt. Generalsekretär Reck hatte sich stets als Aufklärer in der Kölner Parteispendenaffäre profiliert und zuletzt angekündigt, der Landesvorstand werde die Nominierung Blömers zurückweisen. Am kommenden Montag entscheidet das NRW-Führungsgremium.

Recks Positionierung gegen Blömer hat ihm in Köln Gegner eingebracht. „Jochen war in Köln als Landtagskandidat nicht vermittelbar“, heißt es in der CDU-NRW. Und so musste sich der von Landeschef Jürgen Rüttgers installierte Manager einen anderen Wahlkreis suchen. Zur Hilfe kam Reck der Wuppertaler CDU-Vorsitzende Jürgen Hardt – zufällig der Noch-Ehemann von Vize-Parteichefin Ursula Heinen, Recks Schirmherrin in Köln. Hardt und Reck kennen sich aus gemeinsamen Zeiten in der CDU-Bundesgeschäftsstelle. Hardt war damals wie Reck Mitarbeiter von CDU-Generalsekretär Peter Hintze, auch er ein Wuppertaler. Gemeinsam erfand das Trio die so genannte „Rote-Socken-Kampagne“ gegen SPD und PDS und sicherte Bundeskanzler Kohl so 1994 die letzte Wiederwahl. Zwar sollen sich Hintze und sein damaliger Bundesgeschäftsführer Reck vor dessen Abgang 1996 überworfen haben, doch mittlerweile seien die beiden Partei-Bürokraten wieder gut, so ein CDU-Insider.

Hardt – erst 2003 für den nach einer 1,7-Promille-Autofahrt zurückgetretenen Wuppertaler Parteichef Udo Hackländer ins Amt gerückt – holte den alten Kollegen Reck in seine Stadt. „Wuppertal hat mir besser gefallen“, so Reck auf taz-Nachfrage. Davon dass er in Köln nicht durchsetzbar gewesen wäre, will der Generalsekretär nichts wissen. Die Mehrheit der Kölner CDU-Basis stünde hinter ihm. Er fühle sich aber im Bergischen Wohl und wolle dort auch ein Appartment beziehen.

Wuppertal statt Köln? Von einer CDU-Filzpartei zur anderen? Die Skandalvergangenheit der Wuppertaler CDU ist für Reck nicht vergleichbar mit Köln: „Das ist doch ausgestanden.“ Im Unterschied zu Köln sei keiner der betroffenen Politiker mehr in Amt und Würden.