■ Zu den Themen Israelkritik = Antisemitismus und Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen
: Für eine Regierung mit Augenmaß

betr.: „Angst essen Hirn auf“ (Eine Mehrheit der EU-Bürger hält Israel für eine Gefahr. Ariel Scharon denkt das Gleiche über Muslime in Europa) von Daniel Bax, taz (Kultur) vom 25. 11. 03

Scharon lässt sicher keine Gelegenheit aus, ein Eigentor zu schießen, in PR-Dingen ist er einfach ein schwieriger Umgangspartner. Allerdings fällt mir an dem Kommentar auf, dass es keine Quellen für seine Aussagen gibt, erst Recht nicht für die Behauptung, er treffe damit die „Befindlichkeit“ von vielen Isaelis und Juden überall auf der Welt.

Sie fordern, zwischen Israelkritik und Antisemitismus zu differenzieren, und behaupten, es gebe tatsächlich Antisemitismus. Beweisen Sie mal, dass es den wirklich gibt! Woran würden Sie das festmachen? Ich habe noch keinen getroffen, der sich selbst als Antisemit bezeichnet, jeder ist nur ein legitimer Israelkritiker oder Kritiker jüdischer Interessen. Wie wär’s, die Israelkritiker versuchten sich selbst mal mit einer solchen Differenzierung, die tiefer als „wir distanzieren uns von …“ reicht. SMADAR OHAION, Frankfurt/Main

Mit diesem Artikel sprechen Sie mir „aus dem Herzen“, denn vermutlich nicht nur meine Kritik an der israelischen Politik und insbesondere an Scharon ist kein Antisemitismus, sondern das exakte Gegenteil. Ich schätze die Juden und möchte mit meiner Kritik an der israelischen Politik dazu beitragen, dass dieses Volk seinen Frieden endlich finden kann. Hardliner wie Scharon bewirken das genaue Gegenteil, was sich leicht an den „Erfolgen“ seiner Politik in den letzten Jahren ablesen lässt. Ich hoffe deshalb, dass das auch eine Mehrheit der Israelis bald erkennt und schnellstens für eine Regierung mit Augenmaß sorgt. ROLF SCHMID, Loulé, Portugal

Scharons pauschaler Antisemitismusvorwurf gegenüber den Europäern ist der durchschaubare Versuch, die Medien zu beschäftigen und damit von den desaströsen Ergebnissen seiner eigenen Politik abzulenken.

Denn trotz gewaltiger Propagandaanstrengungen Israels wird immer mehr Menschen klar, dass die zunehmende Besatzung von Westjordanland und Gaza-Streifen keiner Sicherheitsnotwendigkeit folgt, sondern Ausfluss einer Großisrael-Ideologie ist, die sich blind gegenüber dem Leid der Palästinenser zeigt. Mehr als 90 Prozent der rund 3,7 Millionen Menschen in den besetzten Gebieten werden seit Jahrzehnten von einer kleinen jüdischen Minderheit unterdrückt. Es geht hier um fortdauernde Menschenrechtsverletzungen und elementare Spielregeln des Völkerrechts, nicht um Volks- oder Religionszugehörigkeit. GÜNTHER HEIL, Trier