Süßes aus der Provinz

In „Out of Edeka“ arbeitet der Filmstudent Konstantin Faigle skurrile Details seiner Kindheit in Schwaben auf

KÖLN taz ■ Bekannte Namen hat die Kölner Kunsthochschule für Medien (KHM) unter ihren Absolventen. Bernd Lichtenberg schrieb das Drehbuch zu „Good bye, Lenin“, Almut Gette führte Regie bei „Fickende Fische“, Hans Weingartner bei „Das weiße Rauschen“. Diese Filme laufen in der Reihe „Best of KHM/movies“ im Off Broadway. Als nächstes stellt dort Züli Aldag „Elefantenherz“ vor (10. Dezember, 19 Uhr). Doch es gibt auch gute „kleine“ Filme. Wie „Out of Edeka“ des KHM-Studenten Konstantin Faigle. Bereits 2002 mit dem Bayerischen Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet und jetzt in Erstaufführung im Filmhaus zu sehen.

Darin geht Faigle seiner Kindheit und Jugend spielerisch nach. Als „Ladenkind“ wuchs er im kleinen Dorfsupermarkt der Eltern in der schwäbischen Provinz auf. Das war nicht nur ein schöner Kindertraum zwischen Regalen voller Süßigkeiten. Eingespannt in den elterlichen Betrieb, zwischen einem trinkenden, schlagenden Vater, einer genügsamen Mutter und zwei Geschwistern, litt Faigle mit 12 Jahren an einer Essstörung Bahn.

Nicht alles ist lustig, doch ist alles in dieser „Dokudramarealitysoap“ (Faigle) lustig inszeniert: Mit humoresken Befreiungsschlägen schildert er eine seltsame Provinzwelt. Surreale Spielszenen zeigen den staunenden Kinderblick von damals und erstaunen das Publikum von heute: mit einem Laden, dessen Lager und Fastnacht- und Textilabteilungen im gesamten Haus verteilt sind, und mit traurigen und einfühlsamen Momenten, wenn der Laden mit der Euroumstellung nach vier Generationen aufgeben muss. So sehr Faigles Hadern mit seiner Vergangenheit durchklingt, so sehr spürt man in „Out of Edeka“ auch die Liebe zu den Eltern und den skurrilen Details seiner Kindheit. CHRISTIAN MEYER

„Out of Edeka“: 8. und 9. Dezember, jeweils 21.30 Uhr, Filmhaus, Maybachstr. 111