Regionalliga ganz unten

Knapp drei Monate gehen die Teams der Regionalliga in die Winterpause. Ein Besuch des Nord-Derbys zwischen Neumünster und Kiel zeigt, warum nur Bremens Amateure ein frohes Fest feiern

aus dem NordenOKE GÖTTLICH

Wer die Hymne zur dritten Liga sucht, wird bei Nena fündig. „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ heißt eine populäre Textzeile der deutschen Schlagerröhre aus den 80ern. Und es ist ein Zeichen, dass sie in der Halbzeitpause des Nordderbys zwischen dem VfR Neumünster und Holstein Kiel (Endstand 1:2) eingespielt wurde. Geht es in erster Linie doch um die Unverbindlichkeit von Versprechungen und Hoffnungen – sowohl in der Regionalliga als auch in dem Songtext.

Irgendwie werden die bislang sieglosen Neumünsteraner versuchen den letzten Platz gegen einen Nichtabstiegsplatz einzutauschen. „Es wird nach der Pause einen Neuanfang mit einem anderen Fitnessstand der Spieler geben“, glaubt VfR-Trainer Antoine Hey. Irgendwie soll es geschafft werden – Hauptsache die Spieler glauben auch bei zehn Punkten Rückstand daran.

Irgendwo wird St. Pauli genügend Geld finden, um sich die teuren Vergnügen ihres Trainers Franz Gerber leisten zu können.

Irgendwann wird auch Braunschweig wieder mehr Platz im ostniedersächsischen Lokalsport zugeteilt bekommen, wenn der Aufstieg in die zweite Liga gelingen sollte und Wolfsburg weiterhin die Teilnahme am europäischen Wettbewerb verpasst.

Was bleibt den Nordvereinen nun also nach 19 gespielten Partien außer Nena und vieler unverbindlicher Prognosen? Richtig, die große Unsicherheit in einer teuren Liga, die kaum schwächer als die untere Hälfte der zweiten Bundesliga ist, zu spielen, aber nur ein Zehntel der Fernseheinnahmen zu verdienen. Eine große finanzielle Schere, die vor allem die beiden Traditionsvereine Braunschweig und St. Pauli trotz hoher Zuschauereinnahmen belastet (s. nebenstehender Bericht). Die Apparate sind zu professionell für eine Liga ausgerichtet, die im Durchschnitt 2500 Fans besuchen und kaum im Fernsehen gezeigt wird.

Neumünster hat sich kostenintensiven Methoden beim Aufstieg in die Regionalliga verweigert und darf jetzt von Kieler Fans mitgebrachte Transparente ertragen, die zur Strafversetzung auf den letzten Tabellenplatz ausreichen würden. „Neumünster, so überflüssig wie die Quallen in der Ostsee“ war nicht nur irgendwie schlecht, aber „Oh Tannenbaum, heute wird Neumünster plattgehauen“ dann irgendwo doch schlechter.

Schlecht steht es auch um die HSV-Amateure, die zwar ihr letztes Spiel gewinnen konnten, aber auf einem Abstiegsplatz überwintern. Vergleicht man die Amateurteams von Bremen und dem HSV, findet sich recht schnell eine mögliche Erklärung für die Situation in der ersten Bundesliga. Bremens Amateure liegen auf dem zweiten Rang der Regionalliga und produzieren mit Talenten wie Valdez Spieler, die auch im Profiteam treffen. Beim HSV ist man angesichts der Schwäche des Profiteams jede Woche erneut unsicher, wer im Profikader oder in der Regionalliga ran darf.

Wärmendes bietet aber auch diese Liga: Als es den Kieler Fans zu kalt wurde, nutzten sie ihre Transparente als Feuermaterial. Irgendwann steigen sie ab.