Bühnen im Geldregen

Der go create (TM) resistance-Abend zum Thema „Geld“ verwandelte das Schauspielhaus in einen utopischen Ort

Dem Credo von Kultursenatorin Dana Horáková, Kunst müsse sich rechnen, hat das Schauspielhaus vor zwei Tagen ein besonderes Schnippchen geschlagen. Am fünften Abend der vor einem Jahr gestarteten Veranstaltungsreihe go create (TM) resistance drehte sich alles ums Geld.

Los ging es trotz aller Gags etwas übellaunig mit dem Wirtschaftsethiker Birger P. Priddat, Schaupieler Bernd Moss und Veranstalter Matthias von Hartz. Wäre da nicht dieser Regen aus geschredderten D-Mark gewesen, der das Einführungspodium von oben herab vollständig einzudecken drohte, hätte man wenig mehr als hinlänglich bekannte Einsichten über den steigenden Mangel an Moneten mit in den weiteren Abend genommen.

Aber während anschließend auf der großen Bühne Wiebke Puls in Jan Bosses Mini-Stück Money Makes Me Cry ins allgemeine Geheul einstimmte, nahmen She She Pop in ihrer Performance Lasst uns nicht über Geld reden den Trübsinn schon auf die Schippe. Die Gruppe Ligna von FSK wagte sich mit ihrer Radio-Aktion Sternental derweil ans Utopische und ließ die Teilnehmer rund ums Schauspielhaus einen märchenhaften Ort der Befreiung vom Geld suchen.

Dem Geld respektive Gold ans Eingemachte ging es auch in der Videoperformance Hans im Glück von norton.commander.productions. Auf der Leinwand wurden nicht nur Szenen des Märchens über die Asymmetrie des Tauschs – in der Tradition des deutschen Films nach dem Oberhausener Manifest – lehrhaft wie witzig nachgestellt, sondern auch ein Bankdirektor sowie ein Anlageberater in der ganzen Beschränktheit ihres Denkens vorgeführt. Dazu gabs Marxistisches zum Verhältnis von Arbeitszeit, Lohn und Glück.

Wider Erwarten zum Highlight des Abends wurde die Show Asche zu Asche über Theorie und Praxis des Geldverbrennens. Mit Bildern, Tönen und Texten brachte die Geheimagentur ihr Publikum auf die Spur subversiven Cashburnings in Alltag und Kunst. Die vorab von vielen gehegte Skepsis, ob es nicht besser sei, das Geld an Arme zu verteilen, ging angesichts des Dargebotenen im schönsten Happening auf. In zunehmender Verschwendungssucht unterbrachen die Zuschauer den Mahlstrom des Geldes, indem sie die Gage der Performer, die ihnen am Einlass jeweils in 10 Euro-Scheinen anvertraut worden war, durch Anzünden in Rauch und Gestank verwandelten. Wären alle Administratoren des Mangels schon tot, sie würden sich angesichts dieses Abends im Grabe umdrehen. Christiane Müller-Lobeck

go create (TM) resistance mit Toni Negri: 12.12., 21 Uhr, Schauspielhaus