christoph schultheis
: Da gibt‘s doch auch was

Das ZDF will nicht mehr so viel schleichwerben. Und tatsächlich: Thomas Gottschalk hielt sich zurück. Ein wenig

Thomas Gottschalk war erkältet, und da gibt’s doch bestimmt auch was von Ratiopharm. Aber nein, daraus wurde nichts: Als der „Wetten, dass …?“-Moderator sein Publikum am Samstagabend gleich zu Beginn mit kratziger Stimme über seinen angeschlagenen Gesundheitszustand informierte, war keine Rede von Wick Medinait oder Wick Vaporup, von Grippostad, Esberitox, Pinimenthol und Hexoral, von ACC akut, Frubienzym oder Olynth, von Echinacea, JHP und Sinupret, von Otriven und Tonsiotren, Meditonsin, Nasivin, Neo-angin, Dorithricin und Transpulmin oder irgendwelchen Tetesept Erkältungsbädern. Nein, nicht mal der Witz, dass er sich lieber – haha – mit einer Klosterfrau Melissengeist ins Bett gelegt hätte, wollte über Gottschalks Lippen kommen …

Das war schon erstaunlich, wo der Haribo-Mann doch eigentlich bekannt dafür ist, keine Gelegenheit für ein gepflegtes Product-Placement zu verschenken. Und die Erkältungsmittelindustrie hätte es ihm an diesem nasskalten Dezembersamstag bestimmt gedankt, wenn Gottschalk den zugeschaltenen fünfzehneinhalb Zuschauermillonen erklärt hätte, was ihm und ihnen den Samstagabend gerettet hat.

Aber wie gesagt: Daraus wurde nichts. Schließlich hatte doch vor ein paar Wochen erst der ZDF-Chef Markus Schächter öffentlich versprochen, sein Sender werde künftig auf „medizinisch-pharmazeutische Kooperationen“ (ZDF-Jargon für Schleichwerbung) grundsätzlich verzichten. Und überhaupt: Mittlerweile war das bunte Werbetreiben des öffentlich-rechtlichen Fernsehens im Allgemeinen und bei „Wetten, dass …?“ im Speziellen derart ins Gerede gekommen, dass man schon gespannt sein konnte, was sich da wohl diesmal in die Samstagabendshow schleichen würde – und wie.

Doch selbst bei näherem Hinschauen war dieses „Wetten, dass …?“ erstaunlich werbefrei: Nach ungefähr einer Stunde hantierte Gottschalk wie gewohnt mit einem Vodaphone-Handy herum, nach anderthalb Stunden fuhr eine Mercedes-A-Klasse ins Studio, nach zweieinhalb Stunden ging’s kurz um Calvin-Klein-Unterhosen, und die Bild-Zeitung wurde insgesamt dreimal namentlich erwähnt – das war’s. (Ja, irgendwie beworben wurden außerdem das Musical „42nd Street“, die Kinofilme „Herr der Ringe“ und „Das Wunder von Bern“ sowie CDs von Ozzy Osbourne, Kylie Minogue und Johannes Heesters, aber das muss ja wohl sein, damit ein Gottschalk nicht mutterseelenallein auf dem Sofa hockt. Nein, wirklich, das ist schon okay.)

Und so mochte man Claus Kleber vom „heute journal“ durchaus zustimmen, als er im Anschluss an die knapp dreistündige Show sichtlich erleichtert „Na, endlich!“ sagte – grad so, als sei wenigstens Gottschalks Sendung auf dem Weg der Besserung.