leg-affäre
: Mental wurde längst privatisiert

Schon die drei dürren Buchstaben machen misstrauisch: LEG. Dazu gesellt sich ein an Finanzhäuser erinnerndes Logo, protzige Auftritte auf Messen und das Selbstbild eines „Immobilienunternehmens“, das mit mehr als 60.000 eigenen Wohnungen zu den größten in Deutschland gehört. Was klammheimlich untergeht: Die LEG heißt Landes-Entwicklungsgesellschaft, gehört zu 68 Prozent dem Land und zu 22 Prozent der Landesbank. Wer den der Korruption verdächtigten Ex-Geschäftsführer Rainer Witzel einmal auf Branchenparkett erlebte, wird nicht mehr gemerkt haben, dass der eigentlich die öffentliche Hand vertrat. Und so gesehen ist es fast eine Nebensache, ob Witzel nun gemeinsame Sache mit Geschäftspartnern des Apotheker-Versorgungswerkes machte, ob der LEG und dem Land durch Schmiergelder Millionenschaden entstand.

KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN

Denn der größte Schaden ist längst durch die Gründung der vielen Landesgesellschaften entstanden – auch beim Straßenbau, der Wirtschaftsförderung wurde mental privatisiert. Der Vorteil der Schnapsidee des Ex-Ministerpräsidenten Clement: Statt Amtsschimmel sollte der Geist der freien Wirtschaft Motivation verströmen. Der Nachteil: Staatliche Führungsmanager agieren wie ihre smarten Kollegen, denken nicht ans Gemeinwohl, recken die Hälse nach Abfindungen. Sollte es zum Prozess um Witzel kommen, muss auch die Entgesellschaftung des Landes auf die Strafbank.