Jugendmesse mit Zukunftsperspektive

Die Jugendmesse „respect our future“ will sich als Alternative zu kommerziellen Angeboten im Revier positionieren. Die Veranstaltung im Duisburger Landschaftspark Nord gibt Einblick in kreative Berufe und sinnvolle Freizeitgestaltung

DUISBURG taz ■ Die Jugendmesse „respect our future“ im Duisburger Landschaftspark Nord war schon kurz nach ihrer Eröffnung gestern ein voller Erfolg: „In der ersten Stunde hatten wir bereits 4.000 Besucher“, sagt Regina Leufgen, Projektleiterin bei Aktion Mensch und Veranstalterin der Messe. Sie habe in den zwei Messetagen mit etwa 15.000 Jugendlichen gerechnet. „Wie es aussieht, werden es wohl viel mehr“, freut sich Leufgen über eine gelungene Premiere. Dabei handelt es sich bei der „respect“ – im Gegensatz zur konkurrierenden „YOU“ in Essen – um eine nicht-kommerzielle Messe.

Und aus diesem Grund scheinen es vor allem die LehrerInnen in der Region zu sein, die ihre Jugendlichen scharenweise in den Duisburger Norden schleppen. Bereits auf dem Weg dorthin waren die öffentlichen Verkehrsmittel mit Schulklassen überfüllt. Die SchülerInnen einer kaufmännischen Handelsschule in Köln wissen nicht genau, was sie auf einer Jugendmesse erwartet. „Keine Ahnung, was ich mir darunter vorstellen soll“, sagt der 18-jährige Florian. Sein Lehrer schon: Er erwartet dort „Impulse für die berufliche Orientierung.“

Um mal in den Traumberuf reinzuschnuppern, ist die Messe durchaus anregend. An Ständen zu Berufsbildern in Medien, Mode oder der Musikbranche können Jugendliche sich im Moderieren, Nähen oder Rappen ausprobieren, am Stand direkt oder in den zahlreichen Workshops. Doch Beruf und Karriere sind nur ein Baustein der Messe: Wohlfahrtsverbände werben für ein Freiwilliges soziales Jahr. Die Jugendverbände der Parteien und die Umweltorganisationen suchen Nachwuchs. Etwa 40 Kooperationspartner hat die Aktion Mensch mit ins Boot geholt.

„Wir wollen den Jugendlichen nichts verkaufen, wir wollen ihnen Perspektiven bieten“, sagt Veranstalterin Regina Leufgen. Als Standort für eine solche Messe halte sie das Ruhrgebiet für besonders geeignet: „Hier leben viele Jugendliche, die aus sozial schwachen Verhältnissen kommen“. Diese wüssten oft nicht, was es überhaupt für sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten gibt. „Aber die jungen Leute sollen auch Spaß haben, indem sie die Messe mitgestalten“.

Und genau das zieht beim Nachwuchs: Um alle Stände, an denen Kreativität und Aktion gefordert ist, scharen sich die Jugendlichen. „Für langfristige Arbeit sind Jugendliche heute schwer zu gewinnen“, sagt Scarlett Werner, Jugendbildungsreferentin beim Bund für Umwelt und Naturschutz. Für kurzweiligen Aktionismus seien sie jedoch gut zu mobilisieren, auch im Bereich Verkehr und Umwelt. „Es muss immer ein bisschen Event-Charakter haben“, so Werner. Mit dem Spiel „Wer wird Mobilionär?“ gelingt es ihr, Jugendliche an ihren Stand zu locken.

Der Stand der jungen Grünen ist ein bisschen hinter dem der Jugendorganisationen der großen Parteien versteckt. Doch der Gang dorthin lohnt sich: Die Besucher können sich einem Integrationstest unterziehen. Mit Fragen wie „Seit wann gibt es das Reinheitsgebot beim deutschen Bier?“ will der Grünen-Nachwuchs aus Duisburg auf die Schwachsinnigkeit eines Integrationstests für Zuwanderer aufmerksam machen. „Wenn die Deutschen getestet würden, müssten viele ausgebürgert werden“, sagt die junge Stadträtin Susann Ulbricht.

Beim Anti-Aids-Stand reicht ein Holzpenis als Lockmittel. Hier gilt es, dieser Imitation ein Kondom richtig aufzusetzen. „Die Jugendlichen sind außer Rand und Band“, amüsiert sich Peter Rüttgers von Pro Familia. Vor allem die Kondome, die es beim Bestehen des Tests gibt, seien äußerst begehrt.NATALIE WIESMANN