Gelber Sack – in den Müll

Die SPD-Fraktion will die Tüten-Tüte in fünf Jahren durch neue technische Verfahren überflüssig machen. Umweltsenator Eckhoff (CDU) ist skeptisch und will abwarten

„Wir wollen den gelben Sack als Erste abschaffen“, sagt der SPD-Umweltpolitiker Joachim Schuster

Bremen taz ■ Umweltsenator Jens Eckhoff (CDU) lehnt die Pläne der SPD ab, den gelben Sack in spätestens fünf Jahren auf den Müll zu werfen. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine kleine Bürgerschaftsanfrage des SPD-Umweltpolitikers Joachim Schuster hervor.

Hintergrund der Debatte sind neuere technische Verfahren, die eine getrennte Sammlung von Tetra-Packs und Joghurtbechern überflüssig machen könnten. Entsprechende Großversuche zur vollautomatischen Mülltrennung hat es 2003 beim Energieversorger RWE in Essen gegeben. Strittig ist jedoch, welches der beiden Verfahren ökologisch sinnvoller ist.

Schuster geht nach den Ergebnissen der RWE-Studie davon aus, dass die Recycling-Quoten bei den Verpackungsabfällen von derzeit neun auf fast 15 Prozent erhöht werden könnten. Die Umstellung des Sammelsystems müsse deshalb „offensiv“ vorangetrieben werden. „Wir wollen in Bremen die Ersten sein, die den gelben Sack in den Müll werfen“, so Schuster.

Senator Eckhoff hingegen verweist auf juristische Probleme bei der Umsetzung. So müsste erst einmal die bundesweit geltende Verpackungsverordnung geändert werden, die momentan noch eine getrennte Erfassung aller Müllsorten vorschreibt. Schuster fordert deshalb eine entsprechende Initiative Eckhoffs im Bundesrat ein – und setzt auf die Verpackungsrichtlinie der EU, die eine Sortierung aus dem Abfallgemisch zulässt.

Doch auch jenseits aller rechtlichen Hindernisse hält Eckhoff den Zeitpunkt „für noch nicht reif“. Es sei noch keineswegs erwiesen, ob Bremen mit „dem System Zebratonne“ tatsächlich mehr Wertstoffe zurückgewinnen könne als heute. Dabei beruft sich das Umweltressort auf eine Müll-Analyse der Bremer Entsorgungsbetriebe. Fraglich sei auch, ob eine Umstellung ohne Erhöhung der Müllgebühren zu bewerkstelligen wäre. Schuster geht davon aus, dass den Haushalten keinerlei Mehrkosten entstünden – auch wenn die neue Zebratonne jede Woche geleert werden müsste.

In einem Punkt jedoch sind sich beide Parteien einig: Die Abschaffung der gelben Säcke wäre auf jeden Fall ein großer Gewinn für die Sauberkeit in der Stadt und eine Entlastung für alle Haushalte. mnz