Investorwahn
: Anstacheln zum Diebstahl

Investoren haben im Ruhrgebiet Narrenfreiheit. Nach jahrelangen und millionenschweren Planungen mit der Stadt können sie in der letzten Sekunde alles über den Haufen werfen und verschwinden. So platzte in der vergangenen Woche das Fünf-Sterne-Hotel in Duisburg, so stellte der portugiesische Investor „Sonae“ sein Konzept für das Dortmunder Bahnhofsprojekt „3do“ alle zwei Monate wieder um. Und so hatten auch die Essener Arcaden-BetreiberInnen freie Hand: Die Ergebnisse einer BürgerInnenbefragung verschwanden in den Schubladen, nun werden die Arcaden ein Einkaufszentrum in Bananenform, ohne Grünflächen, Spielplätze.

KOMMENTAR VON ANNIKA JOERES

Die demütigen Städte kramen die letzten Euros aus ihrem Stadtsäckel hervor, um den globalisierten und oft milliardenschweren Konzernen eine Aussteuer zu schenken. So wurden dem CentrO, bald die größte Shopping-Mall in Europa, bei seiner Gründung 300 Millionen Mark Landesgeld hinterhergeschmissen. 300 Millionen für eine Einkauszeile, die den Geschäftsleuten die höchsten Umsätze im ganzen Land bringt. Die Ruhrstädte haben daraus nichts gelernt: In jedem neuen Einkaufsriesen stecken Millionen Steuergelder. Dabei werden mit dem Lockgeld keine neuen Investoren gefunden, sondern die InteressentInnen sinnlos beschenkt: Das CentrO hat die Beute gerne eingesteckt - heute ist die Einkaufshalle mit Marmor verkleidet.