Urbanum verliert seine Sterne

Kaum haben Duisburgs KommunalpolitikerInnen einen Käufer für den neuen Mittelpunkt der Hafenstadt gefunden, da platzen die hochfliegenden Hotelpläne. Investor zieht sich zurück: „Kein erstklassiger Standort“

DUISBURG taz ■ Duisburgs neues Schiff hat seinen Rumpf verloren: „Urbanum Duisburg“ wird ohne Hotel auskommen müssen. Ursprünglich sollte ein Fünf-Sterne-Hotel das größte Spielcasino Deutschlands krönen.

Dabei hatte Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling (SPD) immer den „besonderen Dreiklang von Einkaufen, Schlafen und Ausgehen“ betont. In der vergangenen Woche ist der Hotelbetreiber Lindner abgesprungen. Die Düsseldorfer Kette mit dem Motto „Nicht nur besser. Anders.“ fand es wohl woanders besser: „Duisburg ist kein Standort erster Wahl.“ Außerdem seien genug Hotelbetten vorhanden.

„Uns macht das nicht viel aus“, sagt Stadtsprecher Frank Kopatschek. Der Investor habe sich um das Haus zu kümmern, er entscheidet alles. „Die Stadt hat kein Mitspracherecht.“ Das kann Ludger Erfurt, Vorsitzender des City-Managements, nicht akzeptieren. „Ich bin enttäuscht von der Stadt“, sagt er. „Es wundert mich, dass der Investor bestimmt.“ Schließlich sei der Stadt doch immer klar gewesen, dass es einen Hotelbedarf gibt. Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Niederrhein, hat seine Ansprüche an die Stadt schon runtergeschraubt: „Wir sind froh, dass überhaupt etwas kommt.“

Die neuerliche Panne reiht sich ein in die Geschichte des Casinos: Erst wurde das Projekt doppelt so teuer, dann erhielt die Stadt für 7,3 Millionen Euro Miete nur einen „qualifizierten Rohbau“, in den sie noch einmal 38 Millionen Euro stecken muss. Die Duisburger EinzelhändlerInnen haben nun noch größere Konkurrenz: Der bisher geplante Hotel-Eingangsbereich soll in Geschäfte umgewandelt werden. Zu den bisher geplanten 5.000 Quadratmetern Verkaufsfläche sollen nun weitere tausend folgen. Und direkt gegenüber von Urbanum soll das „Forum“ entstehen, ein Einkaufszentrum mit insgesamt 45.000 Quadratmetern Geschäften. Sollte das Riesenprojekt „MultiCasa“ am Hauptbahnhof realisiert werden, müßten die bestehenden Geschäfte mit weiteren 70.000 Quadratmetern konkurrieren. Dabei steht schon jetzt jedes fünfte Geschäft leer, 3.000 BürgerInnen kehren der Rheinstadt jedes Jahr den Rücken. Vielleicht retten die Pannen der Stadt die EinzelhändlerInnen: Für das Multi Casa fehlen bisher die Grundstücksverträge, die notwendige Überdeckelung der Autobahn 59 ist im Bundesverkehrswegeplan nicht mehr vorgesehen. Und so hofft auch der Einzelhandelverband: „Multi Casa verzögert sich hoffentlich lange genug.“ ANNIKA JOERES