Texte wie Pingpong

Drei hervorragende Schauspieler bieten in der Schlosserei mit „Auf dem Land“ einen doppelbödigen Thriller

KÖLN taz ■ Wie spannend kann Landleben schon sein? Verdammt spannend! Weniger wegen der Kuhställe als wegen der Menschen, die – auch wenn sie zusammenleben – so isoliert sind wie Gehöfte in der Landschaft. Wo die soziale Kontrolle lückenlos ist, ziehen sie sich hinter genormter Sprache und ritualisiertem Verhalten zurück.

Corinne und Richard leben auf dem Land. Dass sie Städter sind, zeigt das Bühnenbild: eine klinisch weiße Wohnung, unpassend für eine Ehe, in die sich die Provinz eingeschlichen hat. Wie auf einem Dorfplatz lauern sie auf Verräterisches in Worten und Gesten, wahren dabei aber stets den Schein. Als er seine Geliebte ins Haus bringt, beginnt ein faszinierender Thriller. Schwärzeste Bedeutungsabgründe tun sich auf. Um Lebenslügen und Verbrechen geht es, gesprochen wird über Handtaschen, Schuhe und das Bad. Es herrscht flirrende Gewitterspannung. Doch der erlösende Schauer bleibt aus.

Bis zum Schluss kitzelt Regisseurin Heike Frank die Nerven der Zuschauer, lässt ihre Figuren wie Panter über die Bühne schleichen und ironische Pfeile abschießen. Der Brite Michael Crimp gilt als Meister des pointierten Dialogs und des unbehaglichen Suspense, sein Stück „Auf dem Land“ feierte vor drei Jahren in London Premiere. Die Kölner Inszenierung zeigt sich der sensiblen Vorlage gewachsen: Das Feuerwerk der Subtexte, das Rededuell voller Ausweichmanöver, schnell wie beim Ping-Pong, fordert ein perfektes Bühnenspiel, und das wird geboten.

Vor allem die Frauen kommen zum Zug: Claudia Fenner als mühsam beherrschte Corinne, Claude De Demo als verstockt-aufsässige Rebecca. Daneben Jörg Lichtenstein in der Rolle des Richard – virtuos in seiner unschuldigen Verschlagenheit. Am Ende tritt die Botschaft dieser Landparty klar zu Tage: Hinter der Fassadensprache lauert gefrorenes Leben.

HOLGER MÖHLMANN

„Auf dem Land“, Schlosserei, Krebsgasse, Tel. 0221-28 400, weitere Aufführungen 10., 12., 14. Dezember, 20 Uhr