„Freien Zugang gewähren“

Infoabend über Flüchtlinge in Griechenland

■ ist Europareferent der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl und Vorstandsmitglied des Europäischen Flüchtlingsrats (ECRE).

FOTO: PRO ASYL

taz: Herr Kopp, wie ist die aktuelle Situation für Flüchtlinge in Griechenland?

Karl Kopp: Wir haben einen massiven Anstieg von Einreisen in Griechenland. Im letzten Jahr gab es 20.000 Asylgesuche, Griechenland hat aber nur knapp 1.000 Unterbringungsplätze. Die meisten Schutzsuchenden landen in der Obdachlosigkeit – darunter auch viele Minderjährige.

Wie stehen die Chancen, Asyl zu bekommen?

Es gibt kein funktionierendes Asylsystem in Griechenland. Die Anerkennungsquote in der ersten Instanz geht gegen Null.

Wie arbeitet die Grenzschutzagentur Frontex in Griechenland?

Es gibt täglich illegale Zurückweisungen aus griechischen in türkische Gewässer. Welche Rolle Frontex bei diesen Menschenrechtsverletzungen spielt, bleibt undurchschaubar. Europa muss dafür sorgen, dass dieses lebensgefährliche Abdrängen von Flüchtlingsbooten aufhört.

Kann Migration überhaupt gesteuert werden?

Die martialische Abschreckungspolitik führt nicht dazu, dass niemand mehr kommt, sondern dazu, dass die Wege nach Europa immer gefährlicher werden. Man kann Flüchtlinge nicht mit militärischen Mitteln davon abhalten, ein menschenwürdiges Leben zu suchen. Die Lösung wäre, den Schutzsuchenden einen gefahrenfreien Zugang zu gewähren. An den europäischen Grenzen findet jedoch ein Krieg gegen Bootsflüchtlinge statt.

INTERVIEW: HES

19.30 Uhr, Werkstatt 3