Stop und go

Das Zufällige aller Begegnungen: Mit „better days“ beendet die cie. toula limnaios ihre Beckett-Trilogie

Ein Tango, ein Walzer und ein Lied aus der Fremde: So wechselt ständig die Stimmung in der alten Turnhalle, die von der Choreografin Toula Limnaios und ihrer kleinen Compagnie in einen Ballsaal voller Erinnerungen verwandelt wird. Der Walzer stammt von Jacques Brel, die Lieder hat die junge Sängerin Elwira Niewiera, die am Rande sitzt und mit wunderbar rauer Stimme singt, in bulgarischen Dörfern gesammelt. Sie wären wohl eine eigene Geschichte wert. Doch in dem Tanzstück „better days“ bilden sie nur eine akustische Kulisse, um den imaginären Raum zu weiten und dem Tanz größere Allgemeinheit zu verleihen.

Fernseher laufen am Bühnenrand, auf denen man bei Tag und bei Nacht Passanten auf der Straße sieht. Deren unentwegte Bewegung und das Zufällige aller Begegnungen geben das Muster vor, das die cie. toula limnaios mit Witz und Leichtigkeit interpretiert. Im Rhythmus eines ständigen Stop und go werden verschiedene Szenen zusammengeschnitten. Der Ablauf eines Tages gibt den groben Bogen vor: vom Schlaf und Traum über das Antreiben am frühen Morgen durch viele Stationen von Gruppenbildung und Vereinzelung bis zur grotesken Überdrehung und Übermüdung. Einzelne Bilder fallen heraus: wie das Laufen in Stöckelschuhen, deren Absätze an Gummiseile gebunden sind und ihre Trägerinnen irgendwann von den Hacken reißen; oder ein Duo, bei dem einer immer so lange tanzen kann, wie der andere eine Feder hoch in Luft bläst. Das ist unterhaltsam und stimmungsvoll.

Aber nach einiger Zeit auch beliebig. „better days“ ist ein leicht konsumierbares Tanzstück, das sowohl in den Formen wie in den Bildern oft an erfolgreiche Zeiten des Tanztheaters erinnert, sozusagen eine Miniaturausgabe von Pina Bausch. Aber „better days“ will mehr und etwas anderes sein. Mit dem Stück will Toula Limnaios eine Trilogie abschließen, in der sie sich mit Samuel Beckett und seinen „Texten um Nichts“ auseinander gesetzt hat. Die Choreografie ist angelegt als Spiegel einer inneren Bewegung. Doch während sich in den ersten Teilen der Trilogie der Bezug zu Beckett noch herstellen ließ, ist er im dritten nicht mehr nachvollziehbar. Er gibt dem Besucher eine Suche nach Bedeutung auf, die in keiner Weise beantwortet wird. Das ist dann, aller Leichtigkeit zum Trotz, doch unbefriedigend.

KATRIN BETTINA MÜLLER

Bis 14. und 18.–21. Dezember, jeweils 20.30 Uhr, in der „Halle“, Eberswalder Str. 10–11, Prenzlauer Berg