WALTER JENS UND DIE NSDAP

Im Streit um seine mögliche NSDAP-Mitgliedschaft gerät Walter Jens unter Druck. Wie das Magazin in seiner aktuellen Ausgabe schreibt, liegen dem Spiegel zwei Karten der NSDAP-Mitgliederkartei vor, die Jens unter der Nummer 9265911 führen. Aus ihnen ist ersichtlich, dass der damalige Student im Frühjahr 1943 von Hamburg nach Freiburg umzog. Der Historiker Michael Buddrus sagte dazu dem Spiegel: „Solche Änderungsmeldungen kamen nur durch persönliche Abmeldungen der Parteigenossen zu Stande.“ Das Vorhandensein der Änderungsmeldung ist also ein Indiz dafür, dass Jens von seiner Parteimitgliedschaft gewusst haben muss, entgegen seiner Behauptung, allerhöchstens unwissentlich der Partei angehört haben zu können. Zugleich druckte die SZ gestern ein Interview, in dem Jens Stellung zu den Vorwürfen nahm. Darin räumt er ein, als junger Student jahrelang ans Naziregime angepasst gewesen zu sein und etwa den Begriff „entartete Literatur“ gebraucht zu haben. Zu einem „republikanischen Demokraten“ sei er dann durch seinen Lehrer Bruno Snell um 1942 erzogen worden. In dem Interview beharrt Jens darauf, nicht von einer NSDAP-Mitgliedschaft zu wissen. Allerdings mischen sich Selbstzweifel in seine Antworten. Jens: „Es kann da etwas geben, was ich nicht mehr weiß.“ An einer anderen Stelle führt er aus: „So nachdrücklich ich immer betont habe, dass ich in der Hitlerjugend war, so nachdrücklich habe ich immer gesagt: Ich war nicht in der Partei. Es kann ein Irrtum sein. Ich habe keinen Beweis gegen mich, aber auch keinen schlagenden Beweis für mich.“ drk