steffen grimberg
: Der Heimatkanal

Die ARD informiert per Buch über das Programmjahr 2004. Und bietet Altbekanntes und einige Rückkehrer.

Die ARD ist ein grundsolider Haufen. Das muss bei allem Reformgezerre einfach mal wieder gesagt werden. Vor allem „Das Erste“, mit dieser neuen lächerlichen 1 im hochgestellten Kreis, für die es auf meinem Computer keine Taste gibt – aber bestimmt auf denen der ARD.

Warum das so ist (das mit „grundsolide“, nicht mit der Tastatur), lässt sich an einem einfachen Beispiel erklären: Das neue Programmjahr 2004 steht vor der Tür. Und „Das Erste“ schickt es ganz brav schon zu Nikolaus an die Medienredaktionen im Lande. Nein, nicht was Sie wieder denken. Hier liegen jetzt nicht tausende Videokassetten. Schließlich ist die ARD öffentlich-rechtlich, und das Leitmedium dieser Species bleibt – aller Television zum Trotz – das Buch.

Gleich drei solcher Büchlein offenbaren, was uns erwartet. Die „Lindenstraße“, natürlich. Ist schließlich ein Klassiker. Wird im Buch deshalb auch unter „Hauptabendserie“ geführt, obwohl sie streng genommen vorabendlich um 18.40 Uhr läuft. Aber einen Hans W. Geißendörfer adelt. „Bissiger und frecher“ soll die Münchner Kiezsaga werden, die so vielen TV-ZuschauerInnen zur zweiten Heimat geworden ist. Hatte sich zumindest Dauerproduzent Geißendörfer am Sonntag in der BamS gewünscht. „Die Lindenstraße bringt im Jahr 2004 unter anderem“ – fängt denn der Eintrag auch ganz viel versprechend an – „zum Jahresauftakt endlich wieder den traditionellen Silvestertanz“. Nun ja. „Zwei neue Hauptrollen in der Serie.“ Schon besser. „Ein ‚Lindensträßler‘ steht unter der Anklage, eine Frau brutal misshandelt zu haben.“ Hmpf. Und sonst? „Helga Beimer und Erich Schiller im Wechselbad: Werden sie ihrer Liebe eine dritte und letzte Chance geben?“ Das ist nun wirklich frech.

Apropos zweite Heimat: Das ist die ARD nämlich insgesamt. Nicht nur wegen der „Zauberhaften Heimat“ und ähnlich volksmusikalischer Belustigungen. Sondern auch und gerade für die anderswo Gestrauchelten. Zurück zur ARD gefunden hat zum Beispiel Jürgen von der Lippe („Lippe blöfft“ – der Titel klingt allerdings ähnlich verräterisch wie sein Sat.1-Flop „Blind Dinner“). Doch zum Programmauftrag der ARD gehört schließlich, nie nachtragend zu sein. Und deshalb talkt im Ersten auch bald wieder eine gute Bekannte des eben erwähnten Herrn: Willkommen zu Hause, Margarethe Schreinemakers. „Konkrete Orientierungshilfe für jedermann“ – das verspricht doch Grundversorgung pur. Nur von Michel Friedmann weiterhin keine Spur. Komisch.

Lässt sich so viel Heimat überhaupt noch anspruchsvoll steigern? Klar: Edgar Reitz’ „Heimat 3“ läuft ab Herbst. Im ARD-Heimatkanal „Das Erste“.