Der Mann, der aus der Pleite kommt

Christian Lindner ist 25 Jahre alt und der zweite Generalsekretär, den sich die nordrhein-westfälische FDP in ihrer Geschichte leistet. Die Jungliberalen hoffen mit dem zweifachen Ex-Geschäftsführer auf mehr Einfluss

Seinen Karrieresprung zum Generalsekretär der Landesliberalen in Nordrhein-Westfalen hat der seinerzeit jüngste Landtagsabgeordnete Christian Lindner schon im Frühjahr eingestielt. Im April forderten die Jungliberalen (JuLis) in NRW, die Jugendorganisation der FDP im Land, die Partei müsse das Amt des Generalsekretärs in Nordrhein-Westfalen endlich wieder besetzen. Ende September trat der mittlerweile 25-jährige Lindner den Posten zunächst ehrenamtlich an. Am Samstag wählte ihn der Landesparteitag mit 86,9 Prozent zum zweiten Generalsekretär in der Geschichte der Landespartei.

Lindner ist seit seinem 14. Lebensjahr Mitglied der JuLis, mit 16 trat er auch in die Partei ein. Der Freidemokrat machte sich vor sieben Jahren das erste Mal selbstständig, eine Agentur für Unternehmenskommunikation und eine Internetfirma überlebten seine Tätigkeit als Geschäftsführer im Zuge des Zusammenbruchs des neuen Marktes nicht. Fast zwei Millionen Euro versenkte die Kreditanstalt für Wiederaufbau in eine seiner Firmen. Zudem verantwortete er nach Angaben des Focus die Marketingstrategie einer regionalen Telekommunikationstochter der RWE-Tochter RWE-Telliance. RWE-Telliance versuchte, in Gelsenkirchen ein Daten- und Telefonnetz unter Verwendung der sonst vorwiegend bei schnurlosen Haustelefonen eingesetzten DECT-Technik aufzubauen. Die Financial Times Deutschland wählte das von ihm mit herausgegebene Buch „Die Aktie als Marke“ zum Finanzbuch des Jahres 2001.

Wähler will der Kommunikationsfachmann ausgerechnet bei den Grünen abwerben. Es gebe Studien, die belegten, dass rund 300.000 Wähler zwischen FDP und Grünen unentschlossen seien, sagte Lindner auf dem Landesparteitag in Krefeld. Er wolle dafür das Bewusstsein der FDP für soziale, ökologische und kulturelle Themen schärfen, sagte Lindner. Bisher durfte Lindner für die Landtags-FDP den Sprecher des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie geben.

Die jugendlichen Mitstreiter von Lindner hoffen, dass sich mit Lindners neuem Job auch das Gewicht der Jugend innerhalb der Landespartei zu ihren Gunsten verschiebt. Der Chef der Jungliberalen in NRW, der auf dem Parteitag Lindners Posten als Beisitzer im Landesvorstand übernahm, sagt „die Liberalen nehmen ihren Nachwuchs ernst“. ELMAR KOK