Kommentar: Ex-Kanzler rettet Grünen-Parteitag
: Noch einmal gegen Helmut Schmidt

Helmut Schmidt ist der heimliche Gründungsvater der Grünen. Gegen die Realpolitik des SPD-Bundeskanzlers hatten sich Ende der 1970er Jahre Ökos, Ex-Kommunisten und Wertkonservative verbündet. Ohne Schmidts Politik wäre der lange Marsch von der Protest- zur Regierungspartei wohl kaum angetreten worden. Ein letztes Mal hat Helmut Schmidt den Grünen geholfen. Die jüngsten Äußerungen des Politrentners zur Integrationsdebatte gaben dem meist langweiligen grünen Landesparteitag in Dortmund Gelegenheit, sich noch einmal vom Altbundeskanzler zu distanzieren.

Schmidts Kritik an der Gastarbeiterpolitik diente den Grünen als Steilvorlage, die multikulturelle Gesellschaft zu verteidigen. Während Oldie Schmidt wohl in Hamburg seine Cola schlürfte, attackierten ihn die Grünen und feierten ihre Verdienste ums Einwanderungsland. Dass auf der grünen Reserveliste zur Landtagswahl nur gelernte Inländer auftauchen, schien die Delegierten nicht zu stören.

Fremde hatten in Dortmund kaum Chancen. Die NRW-Grünen kämpfen mit dem alten Abgeordneten-Team um die Wiederwahl. Auch das mittlerweile dienstälteste Politduo des Landes, die grünen Spitzenkandidaten Bärbel Höhn und Michael Vesper, stehen für Kontinuität. Seit 1985 bilden die beiden nun schon das grüne Führungspaar – gemeinsam gehen sie in ihre fünfte Landtagswahl. Nicht mal Johannes Rau und Wolfgang Clement waren länger zusammen. Keiner hat es in Dortmund gesagt, aber das Motto der Grünen in NRW ist von einem anderen Ex-Bundeskanzler abgekupfert: „Weiter so!“

MARTIN TEIGELER