leserinnenbriefe
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■ betr.: „Klaus Wowereit leidet in der leeren Mitte“,taz vom 21. 4. 09

Freiräume und Frischluftschneisen

Offenbar leidet der Regierende Bürgermeister unter Kenophobie (Angst vor Leere). Oder welche anderen Gründe hat der gute Mann, die Bebauung der einzigen größeren Frei- und Grünflächen im historischen Zentrum Berlins zu überlegen? Wo Wowereit „Wunden und Narben“ sieht, sehe (nicht nur) ich Freiräume und Begegnungsplätze, Wiesen und schattenspendende Bäume, Frischluftschneisen und Vogelquartiere. Klar, wer nie vor die eigene Bürotür geht, sondern sich nur im übermotorisierten Dienstwagen durch die Gegend chauffieren lässt, weiß das alles natürlich nicht zu schätzen. Da muss eine städtebauliche Katastrophe à la Friedrichstraße her, die im Sommer zum Glutofen mutiert (in Mitte völlig baumfrei). Gibt ja auch zu wenig Gebäude in Berlin.

Oder ist das alles ein ganz billiger Versuch, schwuppdiwupp das Iih-bäh-DDR-Marx-Engels-Forum ganz zu entsorgen, das aufgrund der sinnfreien Verlängerung der Kanzler-U-Bahn demnächst eh teilzerstört wird? Also alles eine schlecht getarnte antikommunistische Plattmachaktion?

Wenn die Politiker die Stadt zubetonieren wollen, dann sollen sie gefälligst in ihren eigenen (Zehlendorfer, Charlottenburger …) Vorgärten beginnen. Die Berliner und die Touristen aber, die Freiräume und innerstädtische Grünflächen zu schätzen wissen, damit gefälligst verschonen.

A. FEHMEL, Berlin

■ betr.: „Der Aufstand der Villenbesitzer“, taz vom 23. 4. 09

Man erfährt nichts

Gehört das auch zum neuen Konzept der taz, dass man jetzt Trivialitäten wie die von Kristina Pezzei zu lesen bekommt? Das Thema ist ja durchaus berichtenswert, meinetwegen auch auf der Titelseite des Lokalteils, aber was soll dieser dämliche, dröge und nichts sagende Bericht über einen verbotenen Spaziergang als „Selbstversuch“? Auch noch unter der vielversprechenden Überschrift „Aufstand der Villenbesitzer“!

In der Spalte „Hilfloses Potsdam“ finden sich zwar wenigstens hier ein paar Informationen über die politischen Kleinkriege des „Aufstands“, aber über die Urteile gegen die Stadt erfährt man nichts: weder ob sie letztinstanzlich sind, noch warum das Gericht so entschieden hat. Auch nicht, was es mit der angeblichen Option der Enteignung auf sich hat. Auch erfährt man nichts über Lage und Frequentierung des Weges oder vielleicht über ähnliche Fälle. CHRISTOPH HAUG, Berlin

■ betr.: „In Berlin ist der Teufel los“, taz vom 27. 4. 09

Ich begrüße die Abfuhr

Mit dem Volksentscheid in Berlin für ein Pflichtfach Ethik und für Religion als Wahlfach ist es endlich gelungen, den einseitigen Einfluss der Kirchen und die Spaltung der Menschen in unterschiedliche Glaubensrichtungen zu stoppen und mehr Werte voneinander und miteinander zu lehren. Auch wird man einer der größten Gruppierung in der Bevölkerung, denen, die nicht an Gott glauben, mit dem Fach Ethik mehr gerecht. Warum die Wirtschaftsunternehmen Kirche so dagegen wettern, ist mehr als verständlich. Denn der Ort Schule, an dem man Menschen missioniert und auf ihre Gemeinschaft gerade im Kindesalter impft, fällt weg, wenn Religion nur noch freiwillig gewählt werden kann.

Ich begrüße die Abfuhr, die man den Kirchen in Berlin erteilt und Schule wieder als einen neutralen Ort für alle Menschen mit ihren unterschiedlichen Glaubensrichtungen gemacht hat, und wünsche mir dieses deutschlandweit. VOLKER UHLENBROCK, Ückeritz

■ betr.: „In Berlin ist der Teufel los“

Es gibt wichtigere Probleme

Der „Pro Reli“-Volksentscheid ist gescheitert, und das ist gut so. Die Berliner und vor allen Dingen die Menschen im Ostteil der Stadt haben die machtpolitischen Spielereien des „Pro Reli“-Vereins, hinter dem die CDU steht, voll durchschaut! Im Grunde genommen ging es gar nicht um das Fach Religion in der Schule, sondern um eine politische Inszenierung der Oppositionsparteien im Berliner Abgeordnetenhaus, die den Berliner Senat zu Fall bringen wollte. Das ist misslungen, und die Kirche hat sich leider vor diesen Karren spannen lassen. Es gibt doch bestimmt wichtigere Probleme in dieser Stadt, deren man sich annehmen könnte. Warum gibt es keine Initiative zur Bildungsmisere an unseren Schulen? Warum setzen sich beispielsweise die Kirchen nicht für mehr Gerechtigkeit in sozialen Fragen ein? Am meisten jedoch ärgert mich die Haltung der Kirche, wenn es um den Konsumrausch an verkaufsoffenen Sonntagen geht: Hier versagt die Kirche völlig, und zwar genauso wie bei der Abschaffung der Feiertage Buß-und Bettag sowie Reformationstag! THOMAS HENSCHKE, Berlin