Champions League ade

Nach dem 2:3 gegen Hertha BSC Berlin kämpft der VfL Wolfsburg gegen den Absturz ins Mittelmaß

Wolfsburg taz ■ Wir befinden uns bekanntlich im Herbst des Kollektivfußballs. Und nun das: Marcelinho kommt und schießt mit drei spektakulären Toren das 3:2 von Hertha BSC Berlin beim VfL Wolfsburg im Alleingang.

Wenn das kein Starfußball ist? Falsch. Ganz falsch. Marcelinho, sagt sein Trainer Falko Götz, „hat davon profitiert, dass wir weitere starke Spieler haben, die Laufarbeit geleistet und für ihn Räume aufgemacht haben“. Der Erfolg in Wolfsburg beruhe auf einer „neuen Qualität“ des von ihm im Sommer übernommen Teams: Nach Verlust einer 2:0-Führung und zwischenzeitlichem Wolfsburger Ausgleich (Thiam, 50., Brdaric, 69.) nicht zusammenzubrechen, sondern „noch mal gegenhalten zu können“.

Den Wolfsburgern „weh tun“ wollte Götz, den zuhause meist engagiert angreifenden VfL auskontern, den schnellen, dribbelstarken Marcelinho in Abschluss-Situationen bringen. Das gelang. Allerdings auch, weil Wolfsburg den Verlust der eingespielten Innenverteidigung nicht kompensieren konnte. Statt des gesperrten Argentiniers Facundo Quiroga brachte Trainer Erik Gerets zum ersten Mal in dieser Saison von Beginn an Maik Franz, dem die Spielpraxis fehlte, wenn nicht Grundsätzlicheres.

Der VfL Wolfsburg hat zwar seit gestern mit Ex-Nationalspieler Thomas Strunz einen neuen für Fußball verantwortlichen Geschäftsführer und Manager; aber er hat auch zum ersten Mal seit Mitte September den Champions League-Platz (1 oder 2) verloren. Und dafür wieder eine echte Perspektive nach unten.

Vordergründig ist die überwunden geglaubte Fehleranfälligkeit der Defensive Grund für die zweite Heimniederlage der Saison. Dahinter steht die fehlende Tiefe des Kaders. Und der starke Verdacht, dass im Gegensatz zur Hertha in Erik Gerets‘ Team die Balance zwischen dem angestrebten Kollektivfußball und der Nutzung des dortigen exzeptionellen Starfußballers Andres d‘Alessandro nicht stimmt. Der Argentinier war – bis auf die geniale Vorbereitung von Thiams 1:2 – praktisch nicht im Spiel. Ob es an ihm liegt oder an den anderen, sollte man schleunigst klären. Marcelinho hat es gezeigt: Ist der Star integriert, lebt das Kollektiv gleich viel besser. Peter Unfried