Reps wollen kein Schmuddel-Image

Republikaner-Chef Schlierer setzt sich durch: Seine Partei wird nicht mit NPD und DVU paktieren. Mit „diesen Lumpen“ und ihrer „braunen Volksfront“ habe man zu wenig gemein. Die Basis ist frustriert, weil ihr schon lange kein Wahlerfolg mehr gelang

„Wir spielen nicht um die Meisterschaft, sondern gegen den Abstieg“

AUS VEITSHÖCHHEIM ASTRID GEISLER

Der Delegierte aus dem Münchner Raum ist selbst nicht mehr der Jüngste. Umso ehrlicher klingt seine Klage: „Wir sind doch inzwischen eine Partei von mehr oder weniger alten Säcken!“, ruft der grauhaarige Herr den rund 250 Delegierten zu. In Scharen seien ihm zuletzt die Mitglieder davongelaufen, der Rest sei „ausgelaugt und frustriert“. Selbst seine Ehefrau halte die Arbeit bei den „Republikanern“ inzwischen für Zeitverschwendung und lasse ausrichten, sie werde beim nächsten Mal lieber gleich NPD wählen. Für den Lokalpolitiker aus Fürstenfeldbruck steht fest: In dieser Lage könne es sich seine Partei überhaupt nicht leisten, auf Absprachen mit NPD und DVU zu verzichten.

Der Bayer war nicht der Einzige, der beim Bundesparteitag der „Republikaner“ am Wochenende im bayerischen Veitshöchheim den Kurswechsel verlangte. „Die Leute auf der Straße fragen mich: Warum vereinigt ihr euch nicht?“, berichtete Delegierter aus Berlin. „Nur Gespräche bringen uns weiter – wo gesprochen wird, wird nicht geschossen.“ Die Parteispitze zeichne ein „Zerrbild“ von der rechtsextremen Konkurrenz, wenn sie vor Aufmärschen und Systemfeinden warne. Er jedenfalls könne verstehen, beteuerte der ältere Berliner („Ich war Jugendführer im Dritten Reich. Das war die schönste Zeit meines Lebens“), dass die Jugend „auch heute Freude hat am Marschieren und am Singen“.

Womöglich konnte das auch so manch anderer der rund 250 Delegierten. Doch von dem geforderten Kurswechsel wollte die Mehrheit trotzdem nichts wissen. Fast einstimmig votierte die Basis gegen die Teilnahme an der „Volksfront“ von NPD, DVU und militanten Neonazis. In der entsprechenden Resolution bekennt sich die Partei zur parlamentarischen Demokratie und schließt „gemeinsame Aktivitäten und Kandidaturen mit der NPD bei deren derzeitigen Zielen oder gar mit neonationalsozialistischen Organisationen und deren Umfeld“ kategorisch aus.

Für eben diesen Kurs hatte Parteichef Rolf Schlierer seit Wochen geworben. Kein Wunder also, dass der Stuttgarter Rechtsanwalt am Samstagabend auch den Machtkampf um den Parteivorsitz für sich entschied. Mit nur 145 von 249 Stimmen erzielte Schlierer allerdings kein Traumergebnis.

Immerhin 99 Delegierte votierten für den Herausforderer und Parteivize Björn Clemens. In seiner Bewerbungsrede hatte der 37-jährige Rechtsanwalt aus Düsseldorf den Amtsinhaber für den „Stillstand“ in der Partei verantwortlich gemacht. Nach zehn Jahren unter Schlierers Führung spielten die Reps „nicht mehr um die Meisterschaft, sondern gegen den Abstieg“, warnte Clemens. In dieser prekären Lage müsse sich die Partei endlich „wieder trauen, das zu sagen, was wir wirklich denken“, statt ängstlich auf den Verfassungsschutz zu schielen. Sie solle sich nicht scheuen, mit der NPD zu reden, und dürfe „nicht so langweilig sein“.

Die Mehrheit der grau- oder weißhaarigen Delegierten, meist im Anzug, konnte er damit nicht umstimmen. Ihnen behagt offenbar die Strategie, für die der uncharismatische Parteichef steht: verbale Mäßigung und öffentliche Distanzierung von der rechtsextremen Konkurrenz. Dass den Reps mit diesem Kurs lange schon kein Wahlerfolg mehr gelang, dass der Organisation allein in den letzten vier Jahren bundesweit rund 5.000 Mitglieder davonliefen – sei’s drum.

Schlierer nutzte den Bundesparteitag lieber, um auch die frustriertesten Getreuen noch einmal gegen die Lockrufe der NPD einzuschwören: „Wer behauptet, die NPD sei der richtige Koalitionspartner, dem kann ich nur sagen: einmal Lump, immer Lump!“ Mit „diesen Leuten“ und ihrer „braunen Volksfront“ dürfe man sich nicht zusammentun. Die „Republikaner“ müssten den „sozial gefährdeten Mittelstand“ für sich begeistern, nicht den „letzten Mohikaner am rechten Rand“.

Wie dies indes gelingen soll, das blieb am Wochenende Schlierers Geheimnis. Selbst im fränkischen Veitshöchheim vor den Toren Würzburgs nahm die Bevölkerung kaum Notiz von dem rechtsextremen Treiben in den „Mainfranken-Sälen“, nur ein paar Schritte vom historischen Ortskern entfernt. „Ich spüre“, prophezeite währenddessen der alte und neue Rep-Chef den Delegierten im Saal, „dass wir auf dem richtigen Weg sind.“